Santa Maria - Bei einer Brandkatastrophe in einer Diskothek in Brasilien sind 233 Menschen ums Leben gekommen und 48 weitere verletzt worden. Es handele sich um 120 Männer und 113 Frauen. Weitere 131 Menschen seien verletzt worden. Zuvor war offiziell von insgesamt 245 Todesopfern ausgegangen worden. Das Feuer brach Sonntagfrüh (Ortszeit) in einem Nachtclub in Santa Maria im südlichen Bundesstaat Rio Grande do Sul aus, wie die Polizei mitteilte. Der Brand wurde nach Angaben von Augenzeugen durch die Pyrotechnik-Show einer Rockband verursacht und löste eine Massenpanik aus.
Sportzentrum zu Leichenhalle umfunktioniert
Die Zeitung „O Globo“ berichtete, ein Sportzentrum in Santa Maria sei zu einer Leichenhalle umfunktioniert worden, um dort die Todesopfer zu identifizieren. Die Verletzten wurden in den drei Krankenhäusern der Stadt sowie in Nachbarorten behandelt, wie der Gesundheitsminister von Rio Grande do Sul, Ciro Simoni, mitteilte.
Das Feuer in der Diskothek „Kiss“, die häufig für Studentenpartys genutzt wird, brach den Medienberichten zufolge gegen 2.00 Uhr (Ortszeit; 5.00 Uhr MEZ) aus, als sich das Dämmmaterial an der Decke entzündete. Zu diesem Zeitpunkt hätten mehrere hundert Menschen in dem Club gefeiert, der den Angaben zufolge Platz für mehr als tausend Gäste bot. Nach etwa fünf Stunden war der Brand gelöscht, und die Suche nach den Opfern begann.
Durch das Feuer sei in der Disco Panik ausgebrochen, sodass viele Besucher tot getrampelt worden seien, sagte der örtliche Feuerwehrchef Guido de Melo der Zeitung „Estadao“. Die meisten Todesopfer seien aber erstickt.
Band benutzte Feuerwerk
Die Augenzeugin Michele Pereira beschrieb der Zeitung „Folha de Sao Paulo“ den Ausbruch des Feuers: „Die Band war in der Loge und fing an, Feuerwerk zu benutzen, und plötzlich hörten sie auf und zeigten, dass das Feuer das Dach erreicht hatte.“ Es sei nur ein kleiner Brand gewesen, der sich aber in Sekundenschnelle in der Disco ausgebreitet habe.
Andere Augenzeugen machten mangelhafte Sicherheitsvorkehrungen für die Brandkatastrophe mitverantwortlich. „Das war eine zu kleine Tür für so viele Leute“, sagte Luana Santos Silva TV Globo. „Es war der Horror. Ich habe einen sehr engen Freund verloren“, sagte eine junge Frau dem Fernsehsender Band News. „Die Notausgänge reichten nicht aus, es gab Panik, in dem Durcheinander habe ich meinen Freund aus den Augen verloren.“ Die Polizei leitete Ermittlungen zur Brandursache ein.
Angehörige versammelten sich vor der Disco
Nach dem Brand versammelten sich vor der Disco Menschen, die ihre Angehörigen unter den Opfern vermuteten. Der Gouverneur von Rio Grande do Sul, Tarso Genro, schrieb in einer Twitter-Mitteilung: „Trauriger Sonntag! Wir setzen alle verfügbaren Mittel ein. Ich werde gegen Ende des Vormittags in Santa Maria sein.“
Präsidentin Dilma Rousseff brach eine Auslandsreise ab und ordnete drei Tage Staatstrauer an. „Es ist für uns alle eine Tragödie“, sagte sie. Santa Maria hat 262.000 Einwohner. Rousseff war nach der Nachricht über die Tragödie direkt von Chile nach Santa Maria geflogen. Dort sprach sie in einem Gymnasium mit Familien und Freunden der Opfer. Es kam zu erschütternden Szenen. Die Staatschefin nahm dabei Angehörige in den Arm. Sie wurde vom Präsidenten des Abgeordnetenhauses, Marco Maia, begleitet. „Das ist die Art von Tragödie, die man sich nicht vorstellen kann“, sagte er. Die Universitätsstadt liegt rund 300 Kilometer von Porto Alegre, der Hauptstadt von Rio Grande do Sul, entfernt. (APA/AFP)
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