Von Anita Heubacher
Innsbruck – Bei der Tiwag ist Widerstand kein Fremdwort. Die Kraftwerkspläne des landeseigenen Energieversorgers sind seit Jahren umstritten. Tiwag-Vorstand Bruno Wallnöfer hält dennoch die geplanten Projekte, inklusive die Erweiterungen im Kaunertal und Sellrain-Silz, für umsetzbar. Der geplante Ausbau der Wasserkraft sei „angemessen“, die Projekte abgeändert und den „höchsten ökologischen Standards“ entsprechend.
Zu einem ganz anderen Schluss kamen gestern WWF, Greenpeace, Global 2000 und die Dachorganisation Ökobüro bei einer Pressekonferenz in Innsbruck. Die schwarz-grüne Landesregierung bringe die „Natur in Gefahr“. Die Landesregierung und auch der Stromversorger Tiwag haben die Energiewende falsch verstanden. Sparen und sinnvolle Wasserkraftprojekte, nicht aber das Kaunertal, Sellrain-Silz oder Kraftwerke an der Isel, umsetzen, laute die Devise. Damit Österreich die Energiewende schaffe, brauche nicht nur die Tiwag in Vorlage treten. Auch Windkraft im Burgenland könne beispielsweise zur Energiewende beitragen. Ein Ausbau der Wasserkraft könne in Tirol eine Terrawattstunde für die Energiewende bringen, erklärte Hanna Simons, Umweltpolitik-Direktorin von Greenpeace. Die von der Landesregierung geplanten 2,8 Terrawattstunden sind aus Sicht der Umweltorganisationen zu viel.
Die Rechenbeispiele der Umweltschutzorganisationen hält Tiwag-Vorstand Bruno Wallnöfer für „skurril“. Das Programm des Energieversorgers sehe 1,6 Terrawattstunden vor (siehe Kasten). Damit sei die Tiwag mindestens für die nächsten 15 Jahre beschäftigt. Wallnöfer hält auch am Geschäftsmodell der Pumpspeicherkraftwerke fest. Der dort produzierte Spitzenstrom werde zum Ausgleich von Wind- oder Sonnenenergie nötig sein. Derzeit liegt der Preis für Spitzenstrom darnieder. „Der Strompreis von heute ist unerheblich. Den kann man nicht heranziehen, wenn es um die Rentabilität eines Projektes mit einer Lebensdauer von 100 Jahren geht.“ Wallnöfer rechnet damit, dass der Preis ab 2020 wieder steigen wird. Niederösterreich sieht das offenbar weniger optimistisch. Es hat beispielsweise seine Pläne für ein Pumpspeicherkraftwerk auf Eis gelegt. „Im alpinen Raum sind Pumpspeicherkraftwerke lukrativer“, sagt Wallnöfer.
Besonders enttäuscht zeigten sich gestern die Umweltschützer von den Grünen. „In Tirol wird geschaut, was ist wirtschaftlich machbar und nicht, was ist ökologisch verkraftbar“, erklärte Thomas Alge vom Ökobüro. Die schwarz-grüne Regierung wolle den Naturschutz aufweichen und in Ruhegebieten Hubschrauberflüge zulassen. „Das soll erlaubt werden, nur um das Projekt Sellrain-Silz umsetzen zu können.“ WWF Tirol, Greenpeace und Ökobüro vermissen zudem Bürgerbeteiligung und Transparenz. „Vom runden Tisch zu den Kraftwerksprojekten sind wir ausgeladen worden“, kritisiert Christoph Walder, Leiter des WWF Tirol.
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