Von Michael Domanig
Telfes, Fulpmes – Für viele Gäste und Einheimische im Stubaital ist er seit Jahrzehnten eine Art Institution: der Alpengasthof Schlickeralm, gelegen auf über 1600 Metern Seehöhe mitten im heutigen Ski- und Wanderzentrum Schlick 2000. Seit fast 63 Jahren wird der Gasthof von der Pächterfamilie Stern geführt. Nun stehen alle Zeichen darauf, dass diese gastronomische Ära endet.
Wirt Andreas Stern, der den Gasthof (zu dem auch die Jochgeierbar, die Sennjochhütte und die Zirmachalm gehören) mit Gattin Gitti und seinen Kindern betreibt, bestätigt, dass sich die Familie aus dem Pachtverhältnis zurückziehen werde. Grund seien „überhöhte Pachtforderungen“ seitens der Verpächtergemeinschaft, der Agrargemeinschaft Schlickeralm. Deren Forderungen hätten sich „massiv geändert“, seien „derartig hoch, dass uns die Lust und Energie zum Weitermachen genommen wurde“, betont Stern. „Wir haben seit Herbst verhandelt und versucht, eine Lösung anzubieten, die für beide Seiten akzeptabel ist. Aber die Vorstellungen gehen einfach nicht zusammen.“ Hinzu komme, „dass unsere Arbeit nicht genug gewürdigt wird“. So schaue man auf der Alm unter anderem auch auf 80 Stück Vieh: „Und plötzlich wird diese Viehbetreuung mit Null bewertet, das ist völlig unverständlich.“ Bis Ende Oktober werde man den Gasthof noch „mit vollem Einsatz“ weiterführen, kündigt Stern an, danach sei Schluss.
Dabei sei es gelungen, dank toller Mitarbeiter „ein Topgeschäft aufzubauen“, betont Stern. 2015 gewann die Schlickeralm etwa die erstmals durchgeführte Wahl zur „Stubaier Hütte des Jahres“. Offenbar habe die Verpächtergemeinschaft „gesehen, dass der Betrieb zu gut floriert“ und die Forderungen hochgeschraubt, meint Stern.
Paul Mair aus Telfes, Obmann der Agrargemeinschaft Schlickeralm, kann das bevorstehende Ende des Pachtverhältnisses nicht bestätigen, ihm liege dazu noch nichts Schriftliches vor. „Wir sehen es so, dass die Gespräche noch laufen. Wir wollen schauen, ob wir einen gemeinsamen Weg finden und würden uns freuen, wenn Familie Stern weiter bleiben könnte.“ Er hoffe doch noch auf eine Einigung: „Das wäre uns ein großes Anliegen.“ Mehr könne er nicht sagen.
Doch Andreas Stern betont, dass die Entscheidung „definitiv“ sei: „Auch wenn es das ganze Stubai noch nicht glauben kann.“ Das Ende habe sich „die Agrar selbst zuzuschreiben“, auch in der Vergangenheit sei „einfach zu vieles falsch gelaufen“. So habe sein Bruder schon vor zwei Jahren das Unternehmen verlassen – auch dafür seien Probleme mit der Agrargemeinschaft ausschlaggebend gewesen.
„Mir tut es leid um die Mitarbeiter und Tausende Gäste“, sagt Stern, „darunter Hausgäste, die uns seit Jahrzehnten besuchen. Wir wissen noch gar nicht, wie wir es ihnen beibringen sollen.“ Er bedauere auch, dass sein Vater, der legendäre Stubaier Bergführer und Skipionier Friedl Stern vulgo „Schlicker Friedl“, „das alles noch miterleben muss“.
Sepp Rettenbacher, Obmann des Stubaier Tourismusverbandes, hat vom geplanten Rückzug „noch nichts Offizielles gehört“. Er könne aus Sicht des TVB und seiner persönlichen Warte nur sagen, „dass die Familie Stern den Gasthof, seit ich mich erinnern kann, immer unwahrscheinlich gut geführt hat“, meint er mit unüberhörbarem Bedauern.
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