Innsbruck – „In den letzten zehn Jahren ist alles noch viel komplizierter geworden“, kritisieren Hübner und Tirols Wirtschaftstreuhänder-Präsident Klaus Hilber gegenüber der TT. Alle paar Wochen gebe es neue Steuervorschriften, in den letzten Jahren seien allein im Bereich der Einkommensteuer 140 Änderungen auf die Firmen niedergeprasselt.
Wegen der massiv gestiegenen Beratungsnachfrage sei die Zahl der Wirtschaftstreuhänder in den letzten Jahren österreichweit von 3500 auf 7400 regelrecht explodiert.
„Wir freuen uns aber nicht über die Flut an Vorschriften und Gesetzen, im Gegenteil: Wir kommen mit dem Lesen neuer Regeln und deren Erläuterungen kaum noch, da kommen schon die nächsten“, sagt Hübner. „Mir tun vor allem kleinere Unternehmen wirklich sehr leid. Zu berücksichtigen seien in Österreich etwa insgesamt 498 verschiedene Einkommensgruppen. „Selbst wenn heute jemand eine Au-pair-Kraft beschäftigt, braucht er schon einen Steuerberater.“
Es müsse aufhören, dass die Behörden bei den Firmen „nicht von einer Unschulds-, sondern von einer Schuldvermutung ausgehen“, auch wenn mittlerweile wenigstens „kultivierter“ geprüft werde. Die Effizienz der Finanzpolizei sei durchaus zu hinterfragen. Von den budgetierten 1,9 Mrd. Euro Einnahmen durch Maßnahmen gegen Steuerhinterziehung seien maximal die Hälfte realisierbar, glaubt Hübner. Die Umsetzung der Registrierkassenpflicht sei zudem „nicht besonders professionell“ gewesen.
Hübner und Hilber drängen auf eine massive Vereinfachung der Steuergesetze und deren Administration. Ein Beispiel wäre die Reduktion der Beitragsgruppen in der Sozialversicherung auf nur noch drei: AK-Mitglieder, Nicht-AK-Mitglieder sowie Pensionisten. Die Lohnabgaben sollten zu einer Dienstgeberabgabe und die Einhebung von Lohnsteuer und Sozialversicherung durch eine Behörde zusammengefasst werden.
Sinnvoll wäre laut Hübner auch ein Jahressteuergesetz sowie eine Totalreform des Gebührenrechts. So sollten die festen (Stempel-)Gebühren mit den Verwaltungsabgaben zusammengelegt und „unsoziale Gebühren etwa für Mietverträge“ beseitigt werden. Hübner ist auch für einen „billigeren Föderalismus als heute“ und eine Fusion der Sozialversicherungsträger von 15 auf maximal drei. Die Steuer- und Abgabenquote Österreich sei zu hoch, die Lohnnebenkosten (in Österreich 36 von 100 Euro Bruttoverdienst gegenüber nur 28 Euro in Deutschland) müssten endlich sinken.
Hübner und Hilber glauben, dass Erleichterungen für Steuerzahler und Firmen durch Einsparungen finanzierbar wären. Die Wirtschaftstreuhänder sind gegen neue Steuern, ein Killer für den Standort wären ihrer Ansicht nach die Vermögen- und Erbschaftssteuer. Da wäre selbst eine etwas höhere Grundsteuer noch verträglicher. (va)
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