Flüchtlinge - Tausende drängen sich auf der Insel Lesbos

Athen (APA) - Die griechische Insel Lesbos hat mit einem veritablen Flüchtlingsstrom zu kämpfen. Tausende von Flüchtlingen drängen sich auf ...

Athen (APA) - Die griechische Insel Lesbos hat mit einem veritablen Flüchtlingsstrom zu kämpfen. Tausende von Flüchtlingen drängen sich auf der Insel in ungeeigneten und kleinen Aufnahmezentren oder am Hafen und anderen Stadtteilen von Mytilini, der Hauptstadt von Griechenlands drittgrößter Insel. Die Menschen schlafen meist auf der Straße oder in menschenunwürdigen Auffanglagern.

Die Zahl der Flüchtlinge beläuft sich auf der Insel derzeit auf knapp 4.000. Von der Ostseite von Lesbos sind es nur wenige Kilometer bis zur türkischen Festlandküste. Meist in der Nacht setzen die Menschen mit einfachen Schlauchbooten über, die oft nicht mehr als 20 Menschen fassen. Rund 25.000 sind seit Anfang des Jahres nach Lesbos gekommen. Insgesamt sind heuer bereits 50.000 Flüchtlinge an den Küsten Griechenlands gelandet.

Laut der Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) kamen allein in den ersten drei Juni-Wochen 5.000 Flüchtlinge pro Woche auf den griechischen Inseln an. Laut dem Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) sind allein aus Syrien 1,8 Millionen Menschen in die Türkei geflohen. Es ist zu erwarten, dass ein Teil von ihnen versuchen wird, über Griechenland weiter nach Europa zu gelangen.

Lesbos ist meistens der erste Zufluchtsort. Im Hafen von Mytilini herrscht mittlerweile Chaos. Hier, wo üblicherweise die Touristen durch die Gassen schlendern, campieren jetzt Menschen aus Afghanistan, Syrien oder dem Irak. Die Betreuung der Flüchtlinge ist eine sehr schwierige Sache.

Der Generalsekretär für Einwanderungsfragen, Tzanettos Filippakos, ist der Ansicht, dass das Problem ganz Europa betreffe. In einzelnen Flüchtlingslagern haben Caterer griechischen Medienberichten zufolge die Lieferung von Lebensmitteln eingestellt, weil ihre Rechnungen nicht mehr bezahlt werden konnten. Am 30. Juni endete der Vertrag der Aufnahmezentren mit den Catering-Unternehmen. Vor einigen Tagen stürmten Flüchtlinge auf Lesbos einen Wagen, in dem sie Nahrung erhofften.

„Die Situation ist nicht auszuhalten“, meint die Herausgeberin der örtlichen Tageszeitung „Demokrat“ (Dimokratis), Nika Skoufou. Die Lage auf der Insel sei außer Kontrolle. Jeden Tag kommen aus den türkischen Festlandküsten 500 bis 600 Flüchtlinge.

Unter den Flüchtlingen sollen auch Jihadisten sein. Das macht der Bevölkerung Angst. Zumal sich die Menschen alleine gelassen fühlen. „Was bedeuten 4.000 Flüchtlinge unter knapp 90.000 Einheimischen?“, fragte sich Skoufou, deren Zeitung täglich über die schlechte Lage berichtet. „Hier herrscht ein wirkliches Chaos.“