Osttirol

In Virgen wird Naturgefahren wirksam die Stirn geboten

Bundesminister Andrä Rupprechter, Bürgermeister Dietmar Ruggenthaler und LHStv. Josef Geisler (v. l.) versenken die Zeitkapsel, in der sich auch eine aktuelle Ausgabe der Tiroler Tageszeitung befindet.
© Funder

In das weitreichende Verbauungsvorhaben am Firschnitzbach, das den Siedlungsraum der Gemeinde nachhaltig sichern soll, fließen sechs Millionen Euro. Der Schrecken nach der Mure, die sich im Sommer 2012 durch Virgen wälzte, ist in den Köpfen immer noch präsent.

Von Claudia Funder

Virgen –Harmlos sieht er aus, der Firschnitzbach, der sanft plätschernd durch Virgen fließt. Doch hier weiß man – er kann auch ganz anders.

Am 4. August 2012 veränderte ein Katastrophenereignis das Dorfleben von einem Moment auf den anderen nachhaltig. Eine gewaltige Mure wälzte sich durch den Ort und hinterließ eine Schneise der Verwüstung. Wie durch ein Wunder kamen keine Menschen zu Schaden. Aber das Ereignis hinterließ Spuren in den Köpfen vieler Virger. „Die Leute sind zum Teil immer noch traumatisiert“, berichtete Bürgermeister Dietmar Ruggenthaler gestern bei der Grundsteinlegung zu einem Großprojekt, das in Zukunft nicht nur Sicherheit bieten, sondern auch Sorgen und Ängste nehmen soll.

Die Schutzsperre wächst, sie soll nach der Fertigstellung im Anlassfall das Geschiebe sicher zurückhalten.
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Insgesamt sechs Millionen Euro fließen in Maßnahmen, die den Siedlungsraum vor Muren und Wildbachgefahren, aber auch vor Lawinen schützen werden.

Unmittelbar nach dem Ereignis des Sommers 2012 war mit Aufräumarbeiten und Sofortmaßnahmen gestartet worden. Parallel dazu feilte die Wildbach- und Lawinenverbauung (WLV) emsig an der Konzeptionierung eines weitreichenden Projektes.

Da die bestehende Geschiebe-Retentionssperre nur 25.000 Kubikmeter zurückhalten kann, wurde als erste Maßnahme die maximal mögliche Vergrößerung des Verlandungsraumes geplant. Mit der angepeilten Geschiebe-Dosiersperre steigt das Rückhaltevolumen auf 66.000 Kubikmeter. Ferner wurden Sanierungsmaßnahmen an bereits bestehenden Schutzstrukturen im Dorf und die hydraulische Verbesserung der Bereiche unterhalb der Brücken geplant. Und mit dem Aushubmaterial aus dem Rückhalteraum der Geschiebe-Retentionssperre soll ein wirksamer Lawinenabweisdamm mit bis zu 13 Metern Höhe aufgeschüttet werden.

Mit den Arbeiten an der riesigen Sperre wurde längst begonnen. „Es freut mich, dass die Maßnahmen bereits so weit fortgeschritten sind“, erklärte Bundesminister Andrä Rupprechter, der gestern zur feierlichen Grundsteinlegung angereist war. „Das Geld, das wir hier in die Hand nehmen, ist gut und sinnvoll investiert“, betonte er. Nicht näher eingehen wollte Rupprechter auf die Bitte des Virger Bürgermeisters, in puncto Natura 2000 „weiterhin ein Auge auf die Sache zu werfen“. Rupprechter: „Ich werde mich hüten, zu Natura 2000 etwas zu sagen. Nur so viel: Wir dürfen bei aller Schutzdiskussion, die geführt wird, nicht vergessen, dass das Land Tirol heute so ausschaut, weil es bewirtschaftet wurde.“

Ein Zurückbauen der Wildbach- und Lawinenverbauung, wie es Ruggenthaler befürchtet, werde es nicht geben, beschwichtigte LHStv. Josef Geisler.

Das Projekt Firschnitzbach soll 2021 umgesetzt sein. „Eine 100-prozentige Sicherheit kann es im hochalpinen Raum nie geben, aber sie wird deutlich erhöht“, erklärt Otto Unterweger, Gebietsleiter der Wildbachverbauung. „Möge das Werk gelingen!“

Nachdem Rupprechter und Geisler allen am Projekt Beteiligten ein unfallfreies Arbeiten gewünscht hatten, wurde eine Zeitkapsel im entstehenden Großbauwerk versenkt. In dem Behälter fand unter anderem auch eine aktuelle Ausgabe der Tiroler Tageszeitung Platz. Und ein Schlüsselanhänger mit Muttergottes-Figur, den Rupprechter kurzerhand aus seiner Jackentasche zog und beisteuerte.

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Catharina Oblasser

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