Gesundheitspersonal und Migration: Sehr kritisch zu betrachten
Wien (APA) - Wenn qualifiziertes Gesundheitspersonal auswandert, ist das sehr kritisch zu betrachten. Einerseits tut sich ein Defizit im Hei...
Wien (APA) - Wenn qualifiziertes Gesundheitspersonal auswandert, ist das sehr kritisch zu betrachten. Einerseits tut sich ein Defizit im Heimatland auf, andererseits gibt es Hürden im Ankunftsland. Das belegt eine Studie des Zentrums für Public Health der MedUni Wien.
Untersucht wurde in der internationalen Studie die Situation von hoch qualifiziertem weiblichen Gesundheitspersonal aus Afrika (16 Staaten), das in den fünf Zielländern Österreich, Belgien, Großbritannien, Botswana und Südafrika tätig ist. Die vor kurzem in „PLOS ONE“ erschienene Studie belege, dass fast alle befragten Ärztinnen und Krankenpflegerinnen trotz ihrer hohen Qualifikation im Durchschnitt zwei bis zehn Jahre warten mussten, bevor sie ihren Beruf im Migrationsland ausüben durften, hieß es am Montag in einer Aussendung der Universität. Die Problematik sei damit eine doppelte: Denn neben diesem Umstand gingen dem Herkunftsland wichtige und dringend benötigte Arbeitskräfte verloren.
In diesem Zusammenhang formulierte Erstautorin Silvia Wojczewski einen Appell: „Die Studie unterstreicht die Notwendigkeit, hoch qualifizierte Migranten rascher in den Arbeitsmarkt der Zielländer zu integrieren und eine bürokratische oder rassistische Diskriminierung zu vermeiden.“ Ein „Skill Loss“, also der Verlust wertvollen Personals, sei zu vermeiden.
Grundlage der Studie war das EU-geförderte interkontinentale Projekt HURAPRIM (Human Resources for Primary Health Care in Africa; http://www.huraprim.ugent.be/drupal/), in dessen Rahmen 88 qualitative Interviews mit migrierten Personen verschiedener Gesundheitsberufe in fünf Ländern (Österreich, Belgien, Großbritannien, Botswana, Südafrika) geführt wurden. In der vorliegenden Arbeit wurden Tiefeninterviews mit Ärztinnen und Krankenpflegerinnen aus 16 afrikanischen Herkunftsländern analysiert.