Beate und Serge Klarsfeld - Späte Ehrung für legendäre „Nazi-Jäger“
Paris (APA/dpa) - Es ist eine bemerkenswerte Beziehung, die im Mai 1960 auf einem Pariser Metro-Bahnsteig ihren Anfang nimmt. Ein deutsches ...
Paris (APA/dpa) - Es ist eine bemerkenswerte Beziehung, die im Mai 1960 auf einem Pariser Metro-Bahnsteig ihren Anfang nimmt. Ein deutsches Au-Pair-Mädchen trifft den Sohn eines in Auschwitz ermordeten Juden, die beiden verlieben sich - und widmen ihr Leben dem Aufdecken von Nazi-Verbrechen.
In Frankreich und Israel erhielten Beate und Serge Klarsfeld dafür schon vor Jahren hohe Auszeichnungen, mit dem Bundesverdienstkreuz würdigt nun auch Deutschland ihr Engagement.
Die gebürtige Berlinerin wurde im Jahr 1968 schlagartig bekannt, als sie den damaligen deutschen Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger bei einem CDU-Parteitag ohrfeigte, um damit gegen dessen frühere Mitgliedschaft in der NSDAP zu protestieren. Durch die medienwirksame Aktion der damals 29-Jährigen erfuhr erstmals eine breite Öffentlichkeit von Kiesingers NS-Vergangenheit, Klarsfeld wurde dafür in Deutschland aber auch heftig kritisiert. Eine einjährige Haftstrafe gegen sie wurde später zu vier Monaten auf Bewährung umgewandelt.
Serge war als Kind 1943 in Nizza selbst nur knapp der Razzia entgangen, bei der sein Vater festgenommen und deportiert wurde. Er wurde später Rechtsanwalt, seine Frau arbeitete in ihrer neuen Heimat zeitweise für das Deutsch-Französische Jugendwerk. Legendär ist die Suche des Paares nach untergetauchten NS-Verbrechern, wegen der sie in Frankreich als „Nazi-Jäger“ bekannt sind. Auch dank ihrer akribischen Recherchen wurde 1983 der frühere Gestapo-Chef von Lyon, Klaus Barbie, von Bolivien ausgeliefert.
Bei der Bundespräsidenten-Wahl 2012 stellte die Linkspartei Beate Klarsfeld als Gegenkandidatin von Joachim Gauck auf, der dann gewählt wurde. Die Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz bezeichnete die heute 76-jährige Klarsfeld als „große Genugtuung“.