Auf den Spuren einer großen Liebe
Innsbrucker Filmer dokumentieren die Beziehung eines jüdischen Ehepaars, die in Innsbruck ihren Anfang nahm und von den Nazis beinahe zerstört worden wäre.
Innsbruck –Mit „Zersplitterte Nacht – 9. November 1938, als die Nacht am kältesten war ...“ haben der Innsbrucker Regisseur Hermann Weiskopf und Drehbuchautor Peter Mair vor zwei Jahren einen Film produziert, der ihnen über die Grenzen Tirols hinaus Anerkennung einbrachte. Das Dokudrama verknüpft die Geschichte der Reichspogromnacht 1938 in Innsbruck mit dem Versuch, Jugendliche mit dem Nationalsozialismus vertraut zu machen, sie auf die Gefahren hinzuweisen.
Im Zuge der Beschäftigung mit diesem Thema stießen Weiskopf und Mair auf die Spuren einer großen Liebe, die ihren Ursprung in Innsbruck fand, wie sie der Tiroler Tageszeitung gegenüber erzählen. Ihre Nachforschungen führten sie bis nach Rom.
Im Mittelpunkt dieser Liebesgeschichte steht die Innsbrucker Jüdin Erika Shomrony (geb. 1918 als Erika Schwarz), die 2011 mit dem Verdienstkreuz der Stadt Innsbruck ausgezeichnet wurde. Sie hatte sich mit siebzehn Jahren in den nur ein Jahr älteren kroatischen Juden Emile verliebt. Der aufkommende Nationalsozialismus und die damit verbundene Judenverfolgung zwangen die beiden jungen Menschen zur Flucht, die für die beiden Liebenden die Trennung bedeutete. „Erika gelang es, sich in England vor dem Zugriff der Nazis in Sicherheit zu bringen. Emile gelang eine jahrelange und geradezu unglaubliche Flucht vor den Nationalsozialisten durch Südosteuropa nach Istanbul und weiter nach Palästina“, berichtet Weiskopf, der sich intensiv mit der Geschichte der beiden beschäftigt hat.
Neun Jahren verloren sich die beiden komplett aus den Augen. Erst 1947, so recherchierten Weiskopf und Mair, kam es in Rom zum ersten Aufeinandertreffen. Gemeinsam wollten die beiden in der italienischen Hauptstadt herausfinden, ob ihre Beziehung die langen Jahre der Trennung überstanden hatte. Sie hatte: Nach nur drei Tagen verheiratete der damalige Bürgermeister von Rom, Mario De Cesare, die beiden, die ihr weiteres Leben in Palästina verbrachten. Emile (oder Amiel, wie er in Israel genannt wurde) verstarb 2009, Erika lebt heute mit ihrem Sohn Ilan in Israel.
Zusammen mit dem US-Tiroler Kameramann Jesse Allan Kent besucht Hermann Weiskopf in diesen Tagen Erika Shomrony und ihren Sohn Ilan in Israel, um an den Originalschauplätzen Zeitzeugeninterviews aufzunehmen und dafür zu sorgen, dass diese zeitgeschichtlich relevante Begebenheit mit starkem Tiroler Bezug nicht in Vergessenheit gerät. „Eine Geschichte, die nicht nur bewegt und berührt, sondern auch tiefe Einblicke in das Leben selbst gewährt“, wie Hermann Weiskopf versichert. Im Herbst folgen dann noch Aufnahmen in Rom und Innsbruck. (mz)