USA und Kuba nehmen offiziell diplomatische Beziehungen auf

Washington/Havanna (APA/AFP) - Nach mehr als 50 Jahren Eiszeit haben die USA und Kuba wieder volle diplomatische Beziehungen aufgenommen. Di...

Washington/Havanna (APA/AFP) - Nach mehr als 50 Jahren Eiszeit haben die USA und Kuba wieder volle diplomatische Beziehungen aufgenommen. Die Vertretungen der langjährigen Erzfeinde im jeweils anderen Land bekamen am Montag wieder offiziell den Status von Botschaften. In der Eingangshalle des US-Außenministeriums hängt die kubanische Flagge nun wieder neben denen anderer Länder, mit denen die USA Beziehungen unterhalten.

Die kubanische Flagge mit fünf blauen und weißen Streifen und einem roten Dreieck mit einem weißen Stern wurde Montag früh an einem Fahnenmast in der imposanten Marmorlobby des State Department in Washington gehisst. Die Flaggen der Partnerländer der USA sind dort in alphabetischer Reihenfolge platziert: Kubas Flagge hängt nun zwischen Kroatien und Zypern.

Später sollte die Flagge auch an der kubanischen Botschaft in Washington gehisst werden. Das herrschaftliche Anwesen knapp drei Kilometer nördlich vom Weißen Haus diente Kuba schon vor dem Abbruch der Beziehungen 1961 als diplomatische Vertretung. Seit 1977 war in dem Gebäude die Interessenvertretung des Landes untergebracht, unter der Schirmherrschaft der Schweizer Botschaft.

Zur Wiedereröffnung der Botschaft reiste Kubas Außenminister Bruno Rodriguez nach Washington - es ist der erste offizielle Besuch eines kubanischen Außenministers in den USA seit der Revolution 1959. Zu den 500 geladenen Gästen zählen auch zahlreiche weitere Kubaner, darunter der bekannte Sänger Silvio Rodriguez. Auch der Leiter der US-Vertretung in Havanna, Jeffrey DeLaurentis, und die Abteilungsleiterin für Lateinamerika im US-Außenministerium, Roberta Jacobson, haben ihr Kommen zugesagt.

Nach der Zeremonie sollte Rodriguez von US-Außenminister John Kerry im State Department empfangen werden. Nach dem Treffen war eine gemeinsame Pressekonferenz geplant.

Die US-Vertretung in Havanna steht seit Montag ebenfalls wieder im Rang einer Botschaft, eine Zeremonie gab es dort allerdings nicht. Auch die Fahne der Vereinigten Staaten weht zunächst nicht an dem Gebäude. Sie soll erst bei einem Besuch von Kerry in der kubanischen Hauptstadt in einigen Wochen aufgezogen werden.

US-Präsident Barack Obama und Kubas sozialistischer Staatschef Raul Castro hatten im Dezember eine historische Annäherung zwischen den Erzfeinden aus dem Kalten Krieg eingeleitet. Im Jänner lockerte Obama bereits einige Reise- und Handelsbeschränkungen. Drei Monate später begegneten einander Obama und Castro beim Amerika-Gipfel in Panama-Stadt - das erste offizielle Treffen eines US-Präsidenten mit seinem kubanischen Kollegen seit 1959. Ende Mai strich Washington Kuba von seiner Terrorliste, Anfang Juli kündigte Obama schließlich die Wiedereröffnung der Botschaften an.

Kuba dringt zudem auf eine Aufhebung des seit 1962 geltenden Embargos gegen den Karibikstaat. Die Handelssanktionen kann aber nur der US-Kongress aufheben. Die oppositionellen Republikaner, die im Senat und im Repräsentantenhaus eine Mehrheit haben, sind jedoch strikt gegen eine Annäherung an Kuba.

Der republikanische Senator und Präsidentschaftsbewerber Marco Rubio kündigte bereits an, die diplomatischen Beziehungen im Falle seiner Wahl zum Präsidenten sofort wieder abzubrechen. Im Nachrichtensender CNN sprach der Sohn kubanischer Einwanderer am Sonntag von der Anerkennung einer „antiamerikanischen, kommunistischen Tyrannei“.

(NEU: kubanische Flagge im US-Außenministerium gehisst)