Terroranschlag im türkischen Suruc mit mindestens 28 Toten

Suruc/Kobane (Ayn al-Arab/Kobani) (APA/dpa/AFP/Reuters) - Bei dem schwersten Anschlag seit mehr als zwei Jahren in der Türkei sind in der St...

Suruc/Kobane (Ayn al-Arab/Kobani) (APA/dpa/AFP/Reuters) - Bei dem schwersten Anschlag seit mehr als zwei Jahren in der Türkei sind in der Stadt Suruc an der Grenze zu Syrien mindestens 28 Menschen getötet worden. Rund hundert Menschen seien zudem bei dem Terroranschlag am Montag verletzt worden, teilte das türkische Innenministerium mit.

Der Gouverneur der Provinz Sanliurfa sagte nach Angaben der Zeitung „Hürriyet“, es habe sich um einen Selbstmordanschlag gehandelt. Das türkische Innenministerium machte die Jihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) für den Anschlag verantwortlich. Die Explosion ereignete sich im Garten des Zentrums in der Innenstadt, wo sich gerade linksgerichtete türkische Jugendorganisationen trafen. Diese wollten dort ankündigen, die Grenze in Richtung der syrischen Stadt Kobane überschreiten und beim Wiederaufbau mithelfen zu wollen.

Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan verurteilte den „Akt des Terrors“. Bei einem Besuch in Zypern sagte er: „Im Namen meines Volks verfluche und verurteile ich die Täter dieser Unmenschlichkeit.“

Sollte sich die Vermutung bestätigen, dass der IS den Angriff verübte, wäre dies der erste IS-Anschlag auf türkischem Boden seit Auftauchen der radikalislamischen Gruppe. Das Büro von Ministerpräsident Ahmet Davutoglu kündigte an, dass der Regierungschef drei Minister zum Anschlagsort schicken werde: Vizeregierungschef Numan Kurtulmus, Innenminister Sebahattin Öztürk und Arbeitsminister Faruk Celik.

In Suruc, einst Zentrum der Seidenproduktion, befindet sich eines der größten Flüchtlingslager für Syrer, die vor den Kämpfen in ihrem Land flohen. In dem im Jänner eröffneten Camp leben rund 35.000 Flüchtlinge. Insgesamt flohen seit dem Beginn des Bürgerkriegs vor vier Jahren 1,8 Millionen Menschen aus Syrien in die Türkei.

Kurz nach dem Attentat in Suruc wurden in der syrischen Nachbarstadt Kobane mindestens zwei Kämpfer der kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) durch eine Explosion getötet. Über die Ursache gab es unterschiedliche Angaben: Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) in Großbritannien erklärte, die Kurdenmiliz sei von einem Selbstmordattentäter mit einer Autobombe angegriffen worden. Ein YPG-Sprecher sagte dagegen, es habe mehrere Explosionen bei der Beseitigung von Munition gegeben, die von der Extremistenmiliz von den IS zurückgelassen worden sei.

Die kurdischen Volksschutzeinheiten hatten Kobane Ende Jänner nach monatelangen Kämpfen aus den Händen des IS befreit, die in großen Teilen Syriens und des Iraks ein Kalifat ausgerufen hat. Ende Juni starben bei einem Überraschungsangriff der sunnitischen Extremisten auf die Stadt mehr als 200 Menschen.

Der Anschlag in Suruc ist der schwerste in der Türkei, seit im Mai 2013 in der Grenzstadt Reyhanli zwei Autobomben explodierten und 51 Menschen ums Leben kamen. Die türkische Regierung machte damals die linksextreme DHKP-C mit Kontakten zum syrischen Regime für die Tat verantwortlich. Der syrische Präsident Bashar al-Assad hatte den Vorwurf zurückgewiesen. Ankara betreibt den Sturz Assads.