Hagel-Unwetter

Kein Geld für Tiroler Hagelflieger

© Mader

Nur 20 statt der erhofften 50 Gemeinden sind dem Hagelabwehrverein beigetreten. Die Piloten aus Bayern steuern zwar weiterhin den Bezirk Kufstein und Kitzbühel an, haben aber eine sehr lange Anflugzeit.

Von Wolfgang Otter

Wörgl, Kufstein –Am Montagfrüh bildeten sich lange Schlangen an den Schaltern der KFZ-Werkstätten rund um Wörgl. Im Schlepptau hatten die Kunden zerbeulte Autos, an vielen waren auch noch die Windschutzscheiben kaputtgegangen. Sechs, sieben Löcher im Pkw-Glas waren keine Seltenheit. Aber nicht nur Pkw-Besitzer waren die Leidtragenden des tags zuvor niedergegangenen Hagel­unwetters. Kaputte Dachabdeckungen, verwüstete Gärten und landwirtschaftliche Flächen waren ebenfalls zu sehen. Die Bewohner der Stadt Wörgl und einiger umliegender Gemeinden hatten am Sonntag am späten Nachmittag Hagelschloßen von noch nie gesehener Größe erlebt. Die Schäden dürften in die Millionen gehen – die TT berichtete.

Noch bevor die eisigen Brocken am Sonntag wie Geschosse vom Himmel sausten, war das Brummen der Flugzeugmotoren zu hören. Die Hagelflieger aus Vogtareuth nahe Rosenheim hatten die Tiroler auch diesmal nicht im Stich gelassen, impften die Wolken mit Silberjodid, „aber zum einen war die Intensität des Unwetters schwer einschätzbar, zum anderen die Anflugzeiten zu lange, aber sie dürften noch Schlimmeres verhindert haben“, weiß Walter J. Mayr, geschäftsführender Obmann des neu gegründeten Hagelabwehrvereins in Tirol. Noch Schlimmeres soll heißen, noch größere Hagelkörner und damit noch größere Schäden. Wie Mayr dem Bericht der Hagelflieger entnehmen kann, habe man besonders eine zweite entstehende Hagelzelle durch das Einbringen von Silberjodid abgeschwächt.

Seit nunmehr 15 Jahren fliegen die Hagelpiloten aus Bayern ins Grenzgebiet von Tirol. 2014 mussten sie sechsmal ihre Generatoren unter den Wolken zum Glühen bringen. Das Silberjodid steigt so in die Wolken auf und verhindert die Bildung größerer Hagelkörner. Laut Untersuchungen der Hagelabwehr Rosenheim sind die Rückstände des Silber­jodids im Boden nicht nachweisbar, aber die Methode ist trotzdem effektiv.

Eigentlich sollten sich die Flugzeiten in naher Zukunft ganz entschieden verkürzen. Mayr hat als geschäftsführender Obmann des neu gegründeten Hagelabwehr- und Forschungsvereins Tirol die Idee dazu: 50 Gemeinden in den Bezirken Kufstein und Kitzbühel wollte Mayr unter ein Dach bringen. Das ehrgeizige Ziel: eine der gebrauchten bayerischen Maschinen anzukaufen und in St. Johann am dortigen Flugplatz zu stationieren.

„Piloten hätten wir, aber das Geld für das Flugzeug fehlt“, erklärt Mayr. Statt der erhofften 50 Gemeinden haben sich lediglich 20 beim Verein angemeldet, das Land winkte, laut Mayr, bezüglich einer Finanzierungshilfe mit Verweis auf die Zuschüsse zur Hagelversicherung ab.

So fließen lediglich 18.000 Euro statt der erhofften 40.000 Euro in die Vereinskasse. Wobei Mayr hofft, den Restbetrag auf die nötigen 50.000 Euro Betriebskosten für ein Flugzeug durch Sponsoren und fördernde Mitglieder aufzubringen.

Die Mitgliedsbeiträge wären übrigens nach Größe der Gemeinde gestaffelt. Damit sind nicht nur die Betriebskosten ungeklärt, sondern besonders die Kosten für den Kauf der generalüberholten gebrauchten Maschine. 250.000 Euro wären dafür notwendig.

Mayr will aber einen neuerlichen Anlauf starten. Bis dahin sind 18 Unterländer Gemeinden auf die bayerischen Flieger angewiesen. „Aber die haben bereits ein großes Gebiet zu versorgen“, warnt Mayr vor einer Überlastung. Heuer waren die mutigen Piloten bereits zehn Mal in Tirol unterwegs.

Für Landeshauptmann-Stv. Josef Geisler ist die Türe für eine Förderung noch nicht endgültig zu. Beim Land denkt man an ein Interregprojekt mit Salzburg, Tirol und Bayern, bei dem zugleich ein Forschungsprogramm angehängt wird.

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