Studie: Uni-Fusionen bringen kaum Einsparungen
Wien/Brüssel (APA) - Universitäts-Fusionen liegen im Trend - Österreich und Deutschland sind dabei allerdings Ausnahmen. Zu diesem Schluss k...
Wien/Brüssel (APA) - Universitäts-Fusionen liegen im Trend - Österreich und Deutschland sind dabei allerdings Ausnahmen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der European University Association (EUA). In Österreich nahm die Anzahl der Unis aufgrund von Ausgliederungen in den vergangenen Jahren sogar zu. Eine Reduktion der Kosten durch Uni-Zusammenschlüsse ist laut der Studie eher nicht zu erwarten.
Im Rahmen ihrer Untersuchung haben sich die Experten dem Thema Zusammenführung von Universitäten zwischen den Jahren 2000 und 2015 gewidmet, erklärte der Chef der Abteilung „Governance and Funding“ der EUA, Thomas Estermann, im Gespräch mit der APA. Insgesamt gab es in diesem Zeitraum um die 100 Fusionen in 25 Bildungssystemen in Europa. Um das Jahr 2000 habe man nur vereinzelte Fälle gefunden, danach stieg die Anzahl aber kontinuierlich, so der österreichische Koautor der Studie.
So wie es verschiedene Formen von Fusionen gebe - große Unis können kleinere Institutionen schlucken oder zwei Einrichtungen mit annähernd gleicher Größe zusammengehen, existierten auch unterschiedliche und meistens auch mehrere Gründe für ein Zusammengehen. Solche Initiativen ließen sich am ehesten anhand der Ziele, die damit verfolgt werden, kategorisieren, so Estermann.
Es gebe Fusionen, bei denen eindeutig die Erhöhung der Qualität in Forschung und Lehre im Vordergrund stehe, etwa indem mehr Variation in die Institution hineinkommt, mehr fächerübergreifendes Arbeiten möglich wird oder man das Angebot zugunsten der Stärkefelder schrumpft. Eine andere Merger-Gruppe stehe im Zeichen der „Konsolidierung des Systems“ - etwa wenn es in einem Land historisch bedingt eine Vielzahl an Institutionen mit ähnlichen Aufgaben gibt. Bei einer weiteren Gruppe spiele die Frage nach ökonomischen Vorteilen eine große Rolle.
Oft finde man den Gedanken, dass größere Institutionen anteilig weniger Ressourcen für Verwaltung bräuchten, die Position gegenüber Geldgebern gestärkt oder die Position im Wettbewerb verbessert wird. Was ein „guter“ oder „schlechter“ Grund für eine Fusion ist, lässt sich laut dem Experten nicht pauschal beantworten.
„Natürlich sollten aber ökonomische Ziele nicht der wichtigste Faktor sein“, sagte Estermann. Es habe sich nämlich gezeigt, dass nur selten im Vorhinein ersichtlich ist, welche Kosten durch eine Zusammenlegung entstehen. Die tatsächlichen Aufwände und die mitunter jahrelange Dauer der Umstellungen seien fast nicht kalkulierbar. „In den meisten Fällen sind zunächst höhere Investitionen notwendig“, sagte der Experte.
Entscheidend sei die Art und Weise, wie die Menschen in so einem Prozess angesprochen werden. Es brauche vor allem die Aussicht auf Verbesserungen in Forschung und Lehre, um die Universitätsangestellten und Studenten mitzunehmen. „Leadership ist extrem wichtig für den Erfolg“, so der Studienautor. Angesichts der vielschichtigen Herausforderungen sollten Möglichkeiten zu anderen Formen der Kooperation gut geprüft werden, bevor man sich für eine Fusion entscheidet.
In Österreich sind mit der Ausgliederung der Medizinischen Fakultäten in eigenständige Unis im Untersuchungszeitraum zusätzliche Universitäten entstanden. Eine solche Entwicklung habe man woanders „so nicht gefunden“, betonte Estermann. Die Frage, ob Österreich nun eher zu viele Unis hat, könne auf Basis der Studie nicht beantwortet werden. Ob eine durch Fusion entstandene Institution schlanker wäre und Ressourcen effizienter einsetzen könnte, sei angesichts der Erfahrungen jedoch fraglich, so der Experte.
In Österreich sei eine „verordnete Fusion von Hochschulen“ derzeit zwar kein Thema, hieß es aus dem Wissenschaftsministerium zur APA. Es stehe den Institutionen aber frei, entsprechende Wünsche an das Ressort heranzutragen. Man setze momentan auf die gezielte Förderung von Kooperationen. Die „langfristige Vision“ reiche von strategischer Zusammenarbeit bis zu Hochschulverbünden, „die entsprechend ihrer inhaltlichen Schwerpunkte in Forschung und Lehre sowie Verwaltung und Infrastruktur eng kooperieren“.
(S E R V I C E - Die Studie online: http://go.apa.at/fRJtPL7z)