Flüchtlinge - Zeitung: Polen fühlt sich zu Aufnahme erpresst

Warschau (APA) - Laut einem Zeitungsbericht fühlt sich Polen zur Aufnahme von Flüchtlingen aus Afrika und dem Nahen Osten erpresst. Aus dipl...

Warschau (APA) - Laut einem Zeitungsbericht fühlt sich Polen zur Aufnahme von Flüchtlingen aus Afrika und dem Nahen Osten erpresst. Aus diplomatischen Kreisen hieß es, die Regierung in Berlin habe Warschau gewarnt, dass Südeuropa die Sanktionen gegen Russland beenden werde, falls Polen keine Solidarität mit Italien und Griechenland beweist, berichtete die renommierte Zeitung „Rzeczpospolita“ am Dienstag.

Laut dem Bericht versuchte die polnische Regierung bei dem Gipfel am Montag in Brüssel, der Verpflichtung zur Aufnahme von Flüchtlingen zu entgehen. Polens Vertreter hätten argumentiert, dass ihr Land über keine syrische Diaspora verfügt und neu ankommende Flüchtlinge daher Probleme mit der Integration hätten. Von den Diplomaten habe es weiter geheißen, dass Polen jederzeit eine Welle an Flüchtlingen aus der Ukraine erwarte und daher keine zusätzliche Belastung auf sich nehmen könne.

Laut „Rzeczpospolita“ habe sich Polen erst in Folge der „verschleierten Erpressung“ durch Berlin zur Aufnahme weiterer Flüchtlinge bereit erklärt. In Brüssel hatte sich am Montag Polen verpflichtet, 2.000 Flüchtlinge aus Syrien und Eritrea anzunehmen. Davon kommen 1.100 aus Lagern in Italien und Griechenland, die restlichen aus Nachbarländern Syriens wie dem Libanon. Im Gegenzug für EU-Gelder ist Polen bereit, zudem Menschen aufzunehmen, die sich aufgrund ihrer Ausbildung oder christlichen Religion einfacher integrieren könnten. Alle sollen zuvor wegen möglicher Mitgliedschaft in Terrororganisationen durchgeleuchtet werden

Polen nimmt seit Jahren äußerst wenige Flüchtlinge auf. Nach Angaben von Eurostat haben 2014 in Polen nur 720 Menschen Asyl bekommen, darunter 315 Tschetschenen und 130 Syrer. Im Vergleich zu der Bevölkerungszahl ist das 25-mal weniger als in Deutschland und 180-mal weniger als in Schweden.