Insider - ProSiebenSat.1 liebäugelt mit Scout24-Anzeigenportalen

Frankfurt/Unterföhring/Bonn (APA/Reuters) - ProSiebenSat.1 lotet Finanzkreisen zufolge eine milliardenschwere Übernahme des Anzeigenportal-B...

Frankfurt/Unterföhring/Bonn (APA/Reuters) - ProSiebenSat.1 lotet Finanzkreisen zufolge eine milliardenschwere Übernahme des Anzeigenportal-Betreibers Scout24 aus. Der Fernsehkonzern könnte damit die Börsenpläne durchkreuzen, die Scout24 für den Herbst hegt, sagten zwei mit den Überlegungen vertraute Personen am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. „Das ist eine der Optionen, die ProSiebenSat.1. zurzeit prüft“, sagte einer der Insider.

Eine Grundsatzentscheidung müsste aber noch vor Ende August fallen. Dann wolle Scout24 seine Börsenpläne offiziell wiederaufnehmen. Der Eigentümer von Kleinanzeigen-Portalen wie Immoscout24 und Autoscout24 war zuletzt mit bis zu 2,5 Milliarden Euro bewertet worden. Das „Handelsblatt“ hatte am Dienstag über die Pläne von ProSiebenSat.1 berichtet.

Die Deutsche Telekom hatte 70 Prozent an Scout24 Ende 2013 für 1,5 Milliarden Euro an den US-Investor Hellman & Friedman verkauft, der auch den Rivalen Blackstone mit ins Boot geholt hatte. Ein erster, unerwartet schneller Anlauf, Scout24 an die Börse zu bringen, war im Herbst 2014 angesichts der skeptischen Aufnahme der Internet-Konzerne Rocket Internet und Zalando wieder gestoppt worden. Damals wollte Hellman & Friedman zunächst ein Viertel der Anteile platzieren und hatte sich eine Bewertung von 2,0 bis 2,5 Milliarden Euro vorgestellt.

Die Investmentbanken Goldman Sachs und Credit Suisse, die bereits damals beauftragt worden waren, arbeiten Finanzkreisen zufolge derzeit an einer Neuauflage des Börsengangs. Geplant sei, bereits im August bei großen Investoren vorzufühlen und spätestens Anfang September den Börsengang anzustoßen, der vier Wochen später über die Bühne gehen könnte. Für eine Mehrheit an Scout24 müsse ProSiebenSat.1 einen Aufschlag von 20 Prozent auf den Firmenwert bieten - also insgesamt bis zu drei Milliarden Euro, berichtete das „Handelsblatt“.

Für ProSiebenSat.1-Chef Thomas Ebeling ist das Interesse an Scout24 auch ein Signal an Axel Springer, dass er eine strategische Alternative zu einer Fusion mit dem Berliner Konzern hätte, über die zurzeit gesprochen wird. „Scout24 und Axel Springer wäre wohl nicht machbar“, sagte ein Insider. Doch Großaktionärin Friede Springer pocht darauf, dass sie zumindest in der Hauptversammlung eines gemeinsamen Konzerns weiterhin das Sagen hätte, obwohl ProSieben an der Börse weitaus wertvoller ist. Das könnte die Gespräche zum Scheitern bringen. Mit Scout24 würde ProSieben auch in jenen Bereich des Online-Geschäfts einbrechen, der bisher die Domäne von Springer ist: Rubrikanzeigen.

Im Digitalgeschäft wäre Scout24 für den Fernsehkonzern die bei weitem größte Übernahme. Sie würde das übliche Budget für Zukäufe sprengen, das sich in diesem Jahr auf 500 Millionen Euro beläuft. Das Verbraucherportal Verivox war mit 170 Millionen Euro bereits ein ungewöhnlich großer Zukauf, zumeist liegen die Preise im zweistelligen Millionenbereich.

Die Deutsche Telekom würde sich gegen einen weiteren Rückzug bei Scout24 nicht sperren, das sie 2003 erworben hatte, aber längst nicht mehr zum Kerngeschäft zählt. „Wenn die Konditionen stimmen“, könne man sich eine Reduzierung des 30-Prozent-Anteils gut vorstellen, sagte ein Telekom-Sprecher. „Grundsätzlich ist ein Börsengang eine attraktive Möglichkeit zur wertsteigernden Weiterentwicklung der Scout-Gruppe.“

~ ISIN DE000PSM7770 DE0005557508 WEB http://www.prosiebensat1.de/de

http://www.telekom.com/startseite ~ APA273 2015-07-21/13:08