Senioritätsprinzip umstritten - Industrie für Abbau
Wien (APA) - Das Senioritätsprinzip, wonach laut Regelungen im Arbeitsrecht das Einkommen mit der Beschäftigungsdauer steigt, ist umstritten...
Wien (APA) - Das Senioritätsprinzip, wonach laut Regelungen im Arbeitsrecht das Einkommen mit der Beschäftigungsdauer steigt, ist umstritten: Während die Industrie es abbauen will, sehen die Arbeitnehmervertretungen in der Forderung eine „Ausrede der Arbeitgeber fürs Nichtstun“.
Laut einer heute vorgestellten IHS-Studie ist die Seniorität nicht für die steigende Zahl älterer Arbeitslosen verantwortlich. Eine Studie von „Agenda Austria“ sieht jedoch einen Zusammenhang.
Die Industriellenvereinigung (IV) fordert den Abbau von gesetzlichen und kollektivvertraglichen Senioritätsregelungen, eine Lohnnebenkostensenkung sowie mehr betrieblichen Gestaltungszeitraum bei der Arbeitszeit. Faktum sei aber auch, dass trotz der schwierigen Arbeitsmarktlage gerade die Beschäftigung Älterer in Österreich überdurchschnittlich wachse, zuletzt im Juni um 6,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Unter Berücksichtigung der Schulungsteilnehmer sei die Arbeitslosenquote 50+ geringer als die allgemeine Arbeitslosenquote.
Die Arbeiterkammer (AK) sieht durch die IHS-Studie die Ansicht, Ältere seien zu teuer und werden deshalb nicht beschäftigt, widerlegt. Nur ein geringer Teil der älteren Arbeitnehmer falle überhaupt unter ein Senioritätsprinzip. Gerade in jenen Sparten sei die Älterenarbeitslosigkeit besonders hoch, die gar kein Senioritätsprinzip kennen, etwa Gastgewerbe, Beherbergungswesen oder Baubereich. Rund 20 Prozent aller Betriebe mit mehr als 25 Arbeitnehmern beschäftigen überhaupt niemand über 55 Jahren. Die Kritik am Senioritätsprinzip sei nur eine „Ausrede der Arbeitgeber fürs Nichtstun“.
Vom ÖGB kommt Kritik an der Studie des wirtschaftsliberalen Think Tank „Agenda Austria“, die das Senioritätsprinzip kritisiert hatte. Der Think Tank fordere - wie die IV - Hartz-Reformen nach deutschem Vorbild, kritisiert Bernhard Achitz, Leitender Sekretär des ÖGB in einer Aussendung. „Das lässt wieder einmal den Verdacht keimen, dass die Industrie sich hier ein abhängiges Institut hält, weil sämtliche Studien seriöser Institute, von Wifo über IHS bis zur OeNB, nicht in ihr Sozialabbau-Weltbild passen.“
~ WEB http://www.iv-net.at/
http://www.oegb.at ~ APA309 2015-07-21/14:02