Fortlaufend Konflikte an der türkisch-syrischen Grenze

Ankara (APA/AFP) - Der schwere Selbstmordanschlag im türkischen Suruc hat einmal mehr das Augenmerk auf die Auswirkungen des Bürgerkriegs in...

Ankara (APA/AFP) - Der schwere Selbstmordanschlag im türkischen Suruc hat einmal mehr das Augenmerk auf die Auswirkungen des Bürgerkriegs in Syrien auf die Türkei gelenkt. Einerseits muss die Türkei inzwischen rund 1,8 Millionen Flüchtlinge aus dem Nachbarland beherbergen, zudem bekommt sie immer direkter die Folgen des Erstarkens der Jihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) zu spüren.

Die dramatischsten Entwicklungen an der mehr als 900 Kilometer langen gemeinsamen Grenze seit September 2014:

16. September 2014 - IS-Kämpfer greifen Kobane an

Im September 2014 greifen IS-Kämpfer die syrische Stadt Kobane an der Grenze zur Türkei an. Die Jihadisten dringen am 6. Oktober in die Stadt ein. Türkische Kurden demonstrieren für eine Intervention und verlangen, dass türkische Kurden gegen den IS in den Kampf ziehen dürfen. Unter internationalem Druck gestattet die türkische Regierung Ende Oktober, dass 150 irakisch-kurdische Peshmerga-Kämpfer nach Kobane vorrücken. Ende Jänner 2015 wird Kobane von syrischen Kurden zurückerobert, die von Luftangriffen einer internationalen Koalition unterstützt wurden.

13. Februar 2014 - Explosion in Suruc

Bei einer schweren Explosion an einer Polizeiabsperrung in der Grenzstadt werden drei Menschen verletzt, darunter ein Polizist.

22. Februar 2015 - Türkische Militäraktion am Grabmal von Suleiman Shah

Rund 600 türkische Elitesoldaten evakuieren einen Grabkomplex in einer türkischen Exklave in Syrien, der in einem vom IS kontrollierten Gebiet entfernt liegt. Die nächtliche Kommandoaktion knapp 40 Kilometer jenseits der Grenze gilt dem Grabmal von Suleiman Shah, dem Großvater von Osman I., Begründer des Osmanischen Reiches. Die Grabstätte wird in das syrische Grenzdorf Eshme verlagert. Die syrische Regierung spricht von einer „Aggression“ der Türkei.

16. Mai 2015 - Syrischer Hubschrauber abgeschossen

Die türkische Luftwaffe schießt einen syrischen Hubschrauber ab, da dieser in den Luftraum über dem Süden der Türkei eingedrungen sei.

11. Juni - Starker Andrang von syrischen Flüchtlingen

Wegen der heftigen Kämpfe zwischen kurdischen Einheiten und dem IS in der Umgebung der nordsyrischen Stadt Tal Abjad gibt es einen starken Andrang von Flüchtlingen Richtung Türkei. Zeitweise wird die Grenze abgeriegelt. Innerhalb einer Woche kommen rund 20.000 Syrer in die Türkei, die ohnehin seit dem Beginn des Bürgerkriegs in Syrien die größte Zahl syrischer Flüchtlinge aufgenommen hat - inzwischen mehr als 1,8 Millionen.

15. Juni - Kurden nehmen Tal Abjad ein

Die syrischen Kurden nehmen Tal Abjad ein. Sie unterbrechen damit eine wichtige Versorgungsverbindung zur IS-Hochburg Raqqa.

7. Juli - Gerüchte um geplante türkische Intervention in Syrien

Da die Türkei an der Grenze zu Syrien Panzer, Boden-Luft-Raketen und Truppeneinheiten stationiert, entstehen Gerüchte um eine bevorstehende Intervention in Syrien. Der US-Sonderbeauftragte für den Anti-IS-Kampf, John Allen, besucht Ankara. Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu erklärt, eine Intervention stehe nicht bevor. Ankara werde aber regieren, wenn seine Sicherheit bedroht sei.

12. Juli - Festnahme von IS-Sympathisanten

Türkische Sicherheitskräfte nehmen bei einer Razzia in Gaziantep 45 Ausländer fest, die im Verdacht stehen, für den IS kämpfen zu wollen.

20. Juli - Selbstmordanschläge in Suruc und Kobane

Nahezu zeitgleich werden im türkischen Suruc und im syrischen Kobane Selbstmordanschläge verübt. Zu dem Anti-IS-Treffen, gegen das sich der Anschlag in Suruc richtet, hatten sich rund 300 linksgerichtete und prokurdische Teilnehmer versammelt, die meisten von ihnen Studenten.