Jihadismus - Videokonferenzen mit Zeugen zogen sich in die Länge

Krems (APA) - Via Dolmetscher für Tschetschenisch ist am Dienstagnachmittag ebenfalls per Videokonferenz die Mutter eines Zeugen einvernomme...

Krems (APA) - Via Dolmetscher für Tschetschenisch ist am Dienstagnachmittag ebenfalls per Videokonferenz die Mutter eines Zeugen einvernommen worden. Ihr Sohn hätte „gar nichts“ in Syrien gemacht und kehrte dann in die Türkei zurück, gab die Frau eingangs an. Laut Richtervorhalt hatte sie jedoch den Beschuldigten beauftragt, ihren Sohn in ihrem Auftrag in Syrien zu suchen und zurückzubringen.

Sie habe sich einfach große Sorgen um ihn gemacht, erklärte die Zeugin. Das diesbezügliche Treffen mit dem Beschuldigten habe sie schon vergessen.

„Ich kann mich nicht erinnern“, das Ganze sei zwei Jahre her, sagte die Zeugin auf mehrere Detailfragen. Den Namen der bewaffneten Gruppierung dort wollte sie auch noch nie gehört haben. Die Frage, ob der Sohn von den russischen Behörden unter Druck gesetzt worden sei, bestimmte Aussagen in der Causa Syrien zu machen, verneinte sie. Verärgert war die Richterin, als die Zeugin dann entgegen voriger Angaben, Russisch nicht zu beherrschen, doch einen in russischer Sprache geschriebenen Brief lesen konnte. Im Zuge der stundenlangen, von Widersprüchen geprägten Befragung entspann sich in der Folge ein kurzer Disput, als der Angeklagte andeutete, der Tschetschenisch-Dolmetscher in Krems würde nicht alles korrekt übersetzen.

Danach wurde - ebenfalls auf Tschetschenisch - die zuvor auf Russisch geführte, unterbrochene Befragung des zweiten Zeugen, eines der damaligen Wegbegleiter des Angeklagten, fortgesetzt. Er gab an, dass es eine sportliche Vorbereitung gegeben habe. So musste er in der Früh und am Abend joggen. Die Gruppierung sei eine kleine Organisation gewesen, bestehend aus einigen kleinen Gruppen, sprach er von etwa 200 Personen an seinem Aufenthaltsort in Syrien.

Er habe Süßigkeiten an Kinder verteilt, schilderte der Zeuge seine Aufgaben während des Zeitraums von zwei Monaten. Jeder habe seine Funktion gehabt, betonte er, räumte aber ein, dass es auch bewaffnete Kämpfer gegeben hatte, die „gegen den Präsidenten“ gekämpft hätten. Er selbst hätte aber nicht kämpfen wollen. Er habe keine Waffe gesehen, erklärte er auf Richtervorhalt, dass auch die kleine Gruppe Tschetschenen Kalaschnikows gehabt hätte.

Ob es in dem Verfahren heute tatsächlich noch zu einem Urteil kommt, war am Nachmittag nicht abzuschätzen. Um 16.30 Uhr waren noch nicht alle Zeugen gehört. Außerdem wollte Verteidiger Wolfgang Blaschitz, wie er am Rande des Prozesses angekündigt hatte, weitere Beweisanträge stellen.