Untersuchung spricht für Pertussis-Auffrischung bei Schulantritt
Wien (APA) - In den westlichen Industriestaaten wird, ebenso in Österreich, an Anstieg der Keuchhusten-Erkrankungen registriert. In einer St...
Wien (APA) - In den westlichen Industriestaaten wird, ebenso in Österreich, an Anstieg der Keuchhusten-Erkrankungen registriert. In einer Studie haben österreichische und niederländische Wissenschafter die genetischen Charakteristika der vorkommenden Verursacher-Keime (Bordetella pertussis) untersucht. Die Daten sprechen für eine Auffrischungsimpfung im Schulantrittsalter.
Insgesamt zeigte sich bei der Untersuchung des Erbguts der Keime aus 110 Proben aus Wien, Graz und Linz (2002 bis 2008 von Patienten gesammelt) laut den Autoren von der MedUni Wien, der MedUni Graz und vom Institut für Öffentliche Gesundheit der Niederlande eine ähnliche Situation wie in vielen anderen Staaten. In den vergangenen Jahrzehnten dürfte es zu einem vermehrten Auftreten virulenterer Pertussis-Erreger gekommen sein. So wiesen 93 Prozent der Bordetella-Keime Genvarianten mit einer vermehrten Produktion des Pertussis-Toxins auf (ptxP3).
Insgesamt deckt der vorhandene Impfstoff die Erreger weiterhin gut ab. Nach der Erstimpfung mit der Sechsfach-Vakzine bei Kleinkindern im ersten Lebensjahr dürfte es allerdings langsam zu einer Abnahme des Impfschutzes kommen. In Österreich wird eine Auffrischungsimpfung für Volksschüler empfohlen. Laut der in Plos One erschienen Studie sollte das offenbar bei Schuleintritt geschehen. Bei Erwachsenen gibt es eine Impfauffrischungs-Empfehlung alle zehn Jahre.
In Österreich wurden 1995 nur 91 Pertussis-Erkrankungen gemeldet, 2012 waren es 425. Die Ursachen für den Zuwachs sind unklar, denn rund 90 Prozent der Kleinkinder werden (auch) gegen die Pertussis geschützt. „Ein Keuchhustenpatient steckt im Durchschnitt 17 andere Ungeimpfte an“, hat Rudolf Schmitzberger, Kinderarzt und Impfreferent der Österreichischen Ärztekammer, im Jänner dieses Jahres gewarnt. Möglich ist, dass durch den hohen Impfschutz bei Kindern die Keime eben in einer Art Selektion demografisch in den Bereich der Erwachsenen „ausweichen“. Selektionsdruck durch die Immunisierung könnte theoretisch auch Varianten der Bakterien aufkommen lassen, die eben virulenter sind.
Die Pertussis ist besonders gefährlich für Säuglinge, sie können noch nicht geimpft werden. Da in den westlichen Industriestaaten in den vergangenen Jahren auch ein Anstieg der Fälle unter den Erwachsenen registriert wurde, käme es auch auf eine möglichst hohe Durchimpfungsrate in diesen Altersgruppen (nicht nur bei den Kindern) an. Das sollte einen „Herdenschutz“ für Ungeimpfte ergeben.