Handballer schwitzen: „Wir gehen durch die Hölle“
Im Schweiß baden können derzeit die Spieler von Sparkasse Schwaz Handball Tirol beim Traininglager im Zillertal.
Von Benjamin Kiechl
Mayrhofen – „Wo ist denn die Trillerpfeife?“, fragt ein Betreuer den neuen Coach Raul Alonso. „Natürlich im Rucksack“, antwortet dieser wie aus der Pistole geschossen. Der neue Schwaz-Trainer lebt strukturiert. Seine kühle, norddeutsche Art ist die einzige Erfrischung beim Trainingslager der Schwazer Handballer im Zillertal. Vom Himmel brennt die Sonne, am Boden scheint der Kunstrasen zu glühen. Dazwischen hecheln die Sportler der neuen Saison in der Handball Liga Austria entgegen. Mit nacktem Oberkörper trampeln sie über die „Koordinationsleiter“ oder laufen rund um den Fußballplatz. Alonso hat jedem seiner Schützlinge einen Pulsgurt umgespannt und überwacht die Werte. Das Thermometer zeigt 32 Grad Celsius, den Jungs ist viel zu heiß. „Wir gehen hier durch die Hölle. Ich habe an einem Tag 5500 Kalorien verbrannt, so viel kann man gar nicht essen“, sagt Patrik Juric. Er stützt sich mit den Händen auf den Oberschenkeln ab, hat den Mund weit offen. „Am Abend geht es in die Eistonne, das hilft“, sagt der 22-Jährige, der nach überstandener Leisten-OP rasch topfit sein will.
Zwei Experten aus Kiel
„Grenzen verschieben“ möchte Alonso beim Kraft- und Ausdauercamp im Zillertal. Dafür sollen seine Sportler im Training kurzzeitig über Grenzen hinausgehen. Von seinem Ex-Arbeitgeber, Champions-League-Sieger THW Kiel, hat der Coach zwei Experten einfliegen lassen. Fitness-Guru Christof Rapelius und der Kieler Nachwuchsbetreuer Pepe Mielke koordinieren die Einheiten. Alonso behält das große Ganze im Auge. Er denkt in Etappen und vergleicht die Vorbereitung (Saisonstart am 29. August gegen Köflach) mit einer Wanderung. „Wir wollen nicht gleich auf den Gipfel, sondern bis zur Mittelstation gehen. Und dann wollen wir weiter nach oben“, sagt er.
Djukic freut sich auf „Spiel mit dem Ball“
Ein Berglauf, der bietet sich in Mayrhofen an. Die Variante Alonso: 400 Meter, das Ganze aber zwölfmal hintereinander. „Eine Frau, die uns gesehen hat, brachte extra Wasser vorbei, weil wir ihr so leidgetan haben“, erzählt Juric und lächelt. Aber die Schwazer sollen auch regenerieren: In der Mittagspause steht ein Physiotherapeut der Sportclinic Zillertal bereit, um die Wehwehchen der Spieler zu behandeln. Der 79-fache Nationalspieler Damir Djukic will beim Camp durchbeißen. „Aber ich freue mich schon auf das Spiel mit dem Ball. Ich will mit Schwaz Erfolg haben“, sagt er. Dafür braucht es hartes Training.
Alonso lässt aber Milde walten. Die Einheit in der Kraftkammer ist für den Vormittag beendet. Bevor es zum Mittagessen geht, erreicht Alonso eine SMS: „Stehen alle noch?“, fragte Thomas Lintner, der sportliche Leiter der Schwazer. Sie tanzen sogar – nach Raul Alonsos Pfeife.