Vom Bild auf den Sockel gehüpft
Der Schnalser Bildhauer Friedrich Gurschler infiltriert das Turmmuseum Oetz.
Von Edith Schlocker
Oetz –Auf einen ersten Blick hat die Ausstellung des Schnalser Holzschneiders und Bildhauers Friedrich Gurschler im Oetzer Turmmuseum nichts verloren. Allerdings nur auf einen ersten. Haben das Ötz- und Schnalstal doch seit Urzeiten miteinander zu tun. Auch heute noch, wo allsommerlich Schafherden über uralte Saumpfade auf die Ötztaler Weiden getrieben werden.
Herlinde Menardi, bis vor gut einem halben Jahr die Leiterin des Tiroler Volkskunstmuseums und Beirätin des Turmmuseum-Vereins, hatte die Idee, den 93-jährigen Gurschler einzuladen, das Museum mit seinen originellen Bronzen und Holzschnitten zu infiltrieren. Wodurch sich höchst reizvolle Nachbarschaften ergeben, wenn nun etwa neben einer um 1800 gemalten romantischen Ötztaler Landschaft auf einem Sockel ein in Bronze gegossener Steinbock steht. Der gerade dem Bild entsprungen sein könnte und in der Art, wie Gurschler das Reale stilisiert, als reizvolle Mischung aus Naivität und Skurrilität daherkommt.
Die Art des Schnitzens, wie Gurschler es in der Kunstschule von St. Ulrich in Gröden gelernt hat, wurde ihm in der Bildhauerklasse der Nürnberger Akademie nämlich gründlich ausgetrieben. Zugunsten einer Handschrift, deren typisches 50er-Jahre-Flair sich bis heute kaum verändert hat. Schaut sein Selbstbildnis von 2004 formal doch nicht viel anders aus als seine viel älteren Mädchenakte, Brunnenmodelle, Münzen oder seine Tierporträts. In Oetz zu sehen sind aber auch in Kupferblech getriebene Reliefs, die in fast ornamentaler Anordnung detailreich die Geschichte von Heiligen nacherzählen.
Neben dem Bildhauern liebt Gurschler das Holzschneiden. Hier wird er zum liebevollen Chronisten von heimatlichen Idyllen, die es so längst nicht mehr gibt. Holzschneidend geht bisweilen aber auch der Ironiker mit ihm durch, wenn Gurschler etwa die Rückenansichten von sechs Kühen oder ganze Schafherden zum dekorativ in der Fläche zelebrierten Muster stilisiert.