Grün-Abgeordnete Aslan fürchtet Konfliktverschärfung im Kurdengebiet
Istanbul (APA) - Die Grüne österreichisch-kurdische Abgeordnete Berivan Aslan fürchtet, dass der Selbstmordanschlag in Suruc die Spannungen ...
Istanbul (APA) - Die Grüne österreichisch-kurdische Abgeordnete Berivan Aslan fürchtet, dass der Selbstmordanschlag in Suruc die Spannungen in den türkischen Kurdengebieten erhöhen könnte. Die Menschen dort hätten das Gefühl, vom Staat nicht vor Terror geschützt zu werden, sagte Aslan am Mittwoch telefonisch gegenüber der APA.
Die Abgeordnete hielt sich in Istanbul auf, wo sie am Begräbnis von Jugendlichen teilnahm, die bei dem Anschlag in Suruc getötet worden waren. Insgesamt waren dabei am Montag 32 Menschen ums Leben gekommen, rund 100 wurden verletzt. Die Opfer stammten aus verschiedenen Teilen der Türkei und hatten in der südostanatolischen Stadt eine Solidaritätsaktion für die syrische Grenzstadt Kobane veranstaltet, als die Bombe explodierte.
Aslan meinte, es sei ihr ein Rätsel, wie es zu dem Anschlag in Suruc kommen konnte. Das Gebiet an der Grenze zu Syrien stehe unter strikter Kontrolle der türkischen Sicherheitskräfte, „nicht einmal eine Fliege kommt da durch“. Die dort lebenden Kurden erachteten die regierende AKP als nicht vertrauenswürdig, zumal die islamisch-konservative Partei ein ambivalentes Verhältnis zur Terrormiliz IS habe. Manche ihrer Abgeordneten würden den IS gar nicht als Terrororganisation einstufen.
Aus Sicht vieler Kurden könnte hinter dem Anschlag der Versuch stehen, den Kurdenkonflikt in der Türkei zu verschärfen und damit auch das Image der bei den jüngsten Parlamentswahlen erfolgreichen pro-kurdischen Partei HDP zu schädigen, berichtete Aslan. Der internationalen Gemeinschaft warf sie vor, sich angesichts dieser Spannungen passiv zu verhalten. Nach Angaben von HDP-Vertretern seien bestimmte Regionen im türkisch-syrischen Grenzgebiet für die Medien gesperrt.
Ein Übergreifen des IS-Terrors auf die Türkei sei nicht auszuschließen, meine Aslan. Berichten der Dorfbevölkerung zufolge würden Kämpfer die Grenze ungehindert überqueren. In der Türkei würde der IS zwar auf der Terrorliste stehen, es gebe aber keine diesbezüglichen gesetzlichen Grundlagen. Die Spuren zu den Urhebern der jüngsten Anschläge in den Kurdengebieten - etwa jener von Diyarbakir kurz vor den Parlamentswahlen - führten in die Stadt Adiyaman. In dortigen Gebetshäusern soll auch der mutmaßliche 20-jährige Selbstmordattentäter von Suruc indoktriniert worden sein.