IHS sieht kalte Progression nicht als brennendes Problem
Wien (APA) - Die Auswirkungen der kalten Progression seien zuletzt großgerechnet worden, sagte IHS-Mitarbeiter Simon Loretz am Mittwoch am R...
Wien (APA) - Die Auswirkungen der kalten Progression seien zuletzt großgerechnet worden, sagte IHS-Mitarbeiter Simon Loretz am Mittwoch am Rande der Präsentation der mittelfristigen Konjunkturprognose auf Journalistenfragen. Loretz verwies dabei auf die relativ niedrige Inflation im Prognosezeitraum von weniger als 2 Prozent. „Ich plädiere dafür, nicht Geschenke zu verteilen, die wir uns nicht leisten können.“
Der Experte hinterfragte dann auch die Gegenfinanzierung, sollte ein Automatismus eingeführt werden, der die kalte Progression künftig verhindert. Einen Automatismus müsse man besonders gut überlegen, es brauche ganz konkrete Vorschläge, wie man diesen finanzieren wolle.
„Eine Lohnsteuerabsenkung ist positiv - aber wie gegenfinanzieren?“, wollte Loretz wissen. Im Sinne einer „ausgeglichenen Wirtschaftspolitik ist dann auch ein Automatismus bei den Ausgaben zu diskutieren“. Wahrscheinlich müsse man auch eine automatische Pensionsanpassung andenken, mutmaßte Loretz.
Die Zahlen, die zuletzt diskutiert wurden, seien „oft doppelt akkumuliert, bei der derzeitigen Inflation ist die kalte Progression nicht das Hauptproblem“. Die Leute dürften sich auch nicht erwarten, dass durch eine Indexierung die Lohnsteuern gar nicht mehr ansteigen würden.
Die ÖVP wollte zuletzt, wie sie vorschlug, die kalte Progression „abschaffen“. Die SPÖ sei ohnehin schon immer dafür, hieß es vom größeren Koalitionspartner.
Bei der kalten Progression handelt es sich um eine - durch die progressive Besteuerung - entstehende Einkommensteuer- bzw. Lohnsteuer-Mehrbelastung. Sie entsteht über die Zeit, wenn die Steuerstufen nicht an die durchschnittliche Einkommens- und Inflationsentwicklung angepasst werden. Auch der Steuerfreibetrag bleibt gleich niedrig, während der Lohn steigt.