Ein bewegtes Leben am Puls der Zeit
Die Südtirolerin Martha Ebner (93) ließ das Publikum im Zeitzeugengespräch Tiroler Geschichte miterleben.
Innsbruck –Selbstbewusst, zielstrebig und eigenständig: Die Südtirolerin Martha Ebner (93) blickte Dienstagabend im traditionellen Zeitzeugengespräch von Casinos Austria, ORF Tirol und Tiroler Tageszeitung im Casineum Innsbruck auf ein bewegtes Leben am Puls der Zeit zurück. Es war auch Zeitgeschichte, die Ebner im Gespräch mit Felix Mitterer dem Publikum präsentierte. Die Enkelin des legendären Chefs der Verlagsgruppe Athesia, Kanonikus Michael Gamper, ließ sich zeitlebens nicht in einen vorgesetzen Lebensraster pressen.
Mit ihrem 1981 verstorbenen Mann Toni Ebner machte sie die Athesia zum dominierenden Verlagshaus Südtirols und prägte auch die Politik bzw. die SVP. Dass sie heute noch aktiv Die Südtiroler Frau herausgibt, ist ihr ein wichtiges frauenpolitisches Anliegen.
Ihr gutes Gespür zeichnet sie aus. Sie hat Widerstand gegen die von den Nazis betriebene Aussiedelung von Südtirolern nach Deutschland geleistet, aber nach dem Krieg den Optanten die Hand gereicht. „Weil es der richtige Weg für Südtirol war.“ Selbst ihr Vater und ihre Brüder hatten sich fürs Gehen entschieden, „aber ich habe mich dagegen ausgesprochen“.
Eine klare Haltung hat sie auch zu den Attentaten der Südtirol-Aktivisten. Sie hegt wenig Sympathien dafür, „weil Gewalt die Probleme nicht lösen kann“. Große Teile der Bevölkerung und der Politik – ihr Mann Toni war Mitbegründer der Südtiroler Volkspartei und in den 1950er-Jahren auch Parteiobmann – hätten das auch so gesehen. Wäre das nicht der Fall gewesen, würde Südtirol heute anders dastehen.
Die Athesia wird jetzt von ihren Söhnen Michl (Verlagshaus) und Toni (Chefredakteur der Dolomiten) geführt. Die 93-Jährige ist aber nicht nur die Grande Dame in der Familie, sondern auch in Südtirol. (pn)