Innsbruck

Asylwerber bauen für Flüchtlinge

© Andreas Rottensteiner / TT

Aus zwei ehemaligen Tennishallen am Innsbrucker Paschbergweg wurden binnen weniger Tage Flüchtlings-quartiere. Vorübergehend werden 160 Männer untergebracht, um das überfüllte Lager Traiskirchen zu entlasten.

Von Max Schnabl

Innsbruck –Viel wurde in den vergangenen Tagen über die Tennishalle in der Innsbrucker Wiesengasse diskutiert, in der seit Dienstagabend die ersten 49 Asylwerber untergebracht sind. Gedacht ist die Anlage als Übergangsquartier, in der die Flüchtlinge bleiben können, bis sie einen Platz in einer festen Unterkunft in Tirol bekommen. „Es geht vor allem darum, schnell das Aufnahmezentrum in Traiskirchen zu entlasten und zu verhindern, dass Menschen in Zelten oder im Freien schlafen müssen“, schildert Elisabeth Heinzl von den Tiroler Sozialen Diensten/TSD. Die neue Asylkoordination des Landes betreut und leitet den Betrieb der Unterkunft. Der Mietvertrag mit der Stadt endet am 31. März.

Innerhalb weniger Tage haben viele Helfer den Tenniscourt zum Flüchtlingscamp für 160 Männer umfunktioniert. Auch noch gestern wurde eifrig gebohrt und gehämmert. Installateure und Elektriker arbeiten an den Anschlüssen für Waschmaschinen und der Beleuchtung, in den großen Tennishallen bauen Dutzende Männer Stockbetten und Kästen auf. Außer den weißen Linien auf dem Boden erinnert nicht mehr viel an eine Sportanlage.

„Eine der größten Herausforderungen war es, den Tennisteppich zu entfernen“, sagt Stefan Rinnergschwentner, der einen Bautrupp aus rund 20 Asylwerbern koordiniert. Unter den Helfern aus Bosnien, Syrien, Somalia und aus dem Kosovo sind ausgebildete Handwerker. Vom Einsatz „seiner Männer“ ist Rinner­gschwentner begeistert. „Ich respektiere sie und sie respektieren mich“, meint der Schwazer. Es ist nicht die erste Asylunterkunft, die Rinner­gschwentner baulich adaptiert. Und seine Hilfskräfte engagieren sich gerne für ihre Leidenskollegen.

Im fertiggestellten Teil haben Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan, Palästina, Indien, dem Irak und dem Iran ein Dach über den Kopf erhalten. Mittwoch hat die TSD weitere 50 Asylwerber aus dem Erstaufnahmezentrum in Traiskirchen erwartet. Im Übergangscamp stehen auch zehn Notfallbetten für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge bereit.

Ein wenig stolz ist Marko aus Serbien. „Heute ist mein erster Arbeitstag in Österreich.“ In der Küche zwischen den beiden Hallen schlichtet er Tiefkühlkost. Seit eineinhalb Jahren wartet der Serbe auf seinen Asylbescheid. „Als Asylwerber kann ich aber nur maximal 80 Stunden im Monat arbeiten.“ Drei Euro pro Stunde erhält er dafür. Marko freut sich, dass er in der Küche mithelfen kann, hat er doch früher als Koch auf einem Schiff gearbeitet.

Die Flüchtlinge werden von Mitarbeitern des Malteser Hospitaldienstes unterstützt. „Sie organisieren Deutschkurse, Museumsbesuche oder Stadtführungen“, verweist Elisabeth Heinzl auf die begleitende Integration. Eine Security gewährleistet außerdem rund um die Uhr Sicherheit nach innen und außen.

Die Wiese östlich der ehemaligen Tennishalle wird aus Rücksicht auf die Anrainer nicht genutzt. Mit ihnen hat Heinzl und ihr Team bisher rund 30 Gespräche geführt. Eine Informationsveranstaltung ist geplant. „Wer will, kann aber schon jetzt jederzeit vorbeikommen, um sich selbst ein Bild zu machen. Die Mitarbeiter nehmen sich gerne Zeit für Gäste.“ Herzlich willkommen sind natürlich auch Freiwillige. „Bei Sachspenden ist es aber sinnvoll, diese mit uns abzusprechen.“

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