Salzburger Festspiele öffnen Türen zur hinduistischen Kultur
Salzburg (APA) - Die Berührungspunkte zwischen christlicher und hinduistischer Kultur sind gering, auch wenn es gerade in der Spiritualität ...
Salzburg (APA) - Die Berührungspunkte zwischen christlicher und hinduistischer Kultur sind gering, auch wenn es gerade in der Spiritualität der Musik Ansatzpunkte gäbe. Die Salzburger Festspiele starten mit der diesjährigen Ouverture spirituelle einen ambitionierten Versuch zu einem Dialog. „Wir machen eine Tür auf, es ist ein Hineinhören in eine andere Welt“, veranschaulichte Konzertchef Florian Wiegand.
In fünf Vorstellungen wird die Musik und Kultur des Hinduismus beleuchtet. Neben Musik und Gesang sind auch Tanz und Theater zu erleben: Die rare Schauspielform des Kutiyattam, die lediglich von 30 bis 40 Schauspielern beherrscht wird, Dhrupad-Gesänge von erhabener Strenge und die in einem frühmorgendlichen Konzert dargebotenen Ragas, die „Klangpersönlichkeiten“ der indischen Musik darstellen.
Wissenschaftliches Know-how haben sich die Salzburger Festspiele von der Indologin und Religionswissenschafterin Bettina Bäumer geholt, die in Salzburg aufgewachsen ist und 1963 als Studentin erstmals nach Indien gekommen ist. „Ich habe ja erwartet, dass jetzt der Hinduismus drankommt. Die Idee der Ouverture spirituelle hat mich sehr beeindruckt. Meine Kritik war ja, dass man hier so eurozentrisch mit der Kunst umgeht. Immer wenn ich versucht habe, indische Musik nach Salzburg zu bringen, hieß es: das ist ethno. Ich sagte aber, das ist klassisch“, schilderte sie am Mittwoch beim Terrassentalk der Salzburger Festspiele.
Gibt es künstlerische Elemente, die in beiden Traditionen zu finden sind? „Die Musik wäre die ideale Verbindung“, antwortete Bäumer. „Dieser Dialog hat aber noch nicht wirklich stattgefunden. Ich finde keine überzeugenden Beispiele. Für mich ist das nicht befriedigend. Kunst ist aber eine wichtige Brücke zwischen den Religionen.“ In Indien sei ein Brückenschlag zwischen Hinduismus und Islam gelungen, eine wirkliche Begegnung mit der christlichen Tradition habe aber noch nicht stattgefunden. „Das ist oberflächlich, wie Bollywood.“
Bei der Ouverture spirituelle geht es um eine Begegnung mit der indischen Kultur, um Integration von Spiritualität und Kunst. Noch herrsche eine gewisse Arroganz des Westens gegenüber der indischen Musik und umgekehrt ein Unverständnis in Indien gegenüber christlicher Musik, wurde beim Terrassentalk erklärt. Auf einer spirituellen Ebene sei eine Kontaktaufnahme sehr wohl möglich, da könne auch von christlicher Seite her eine Offenheit für die indische Kultur geschaffen werden, zeigte sich Bäumer zuversichtlich, dass der Brückenschlag zwischen Hinduismus und Christentum gelingt. Sie verwies auf Parallelen zwischen der Gregorianik und vedischer Rezitation.
Der Tanz des Shivas repräsentiere das Göttliche und alle Phasen der Aktivität der Menschen auf dieser Welt, beleuchtete Bäumer verbindende Elemente. Der Leiter des Tanztheater-Ensembles Nepathya, Margi Madhu Chakyar, habe die sakrale Atmosphäre der Kollegienkirche regelrecht gespürt. „Er sagte, hier ist Tradition, hier fühlt er sich auch als Künstler zu Hause.“ Die indische Choreografin und Tänzerin Alarmel Valli schilderte, dass jeder Tanz eine eigene Interpretation des Künstlers offen lasse. „Ich bringe meine Sensibilität in die Sprache“, auch wenn sich das innerhalb von Regeln bewegen müsse.
Konzertchef Wiegand beschrieb das Herantasten an die hinduistische Kunst vorsichtig als „zarte Pflänzlein“, die in Salzburg auch im Sinne der Verständigung zwischen Völkern und Religionen gesetzt würden. Synergien lassen sich noch schwer finden, der Hinduismus werde noch „ein bisschen getrennt“ von der christlichen Musik präsentiert. „Die Unterschiede sind groß und nicht leicht zu vermischen. Ich bin hoffnungsvoll, dass die fünf Veranstaltungen dem Publikum einen Überblick geben.“
(S E R V I C E - Salzburger Festspiele, 18. Juli bis 30. August, www.salzburgerfestspiele.at)