Bosniens Staatsführung zu Besuch in Belgrad

Belgrad/Sarajevo (APA) - Nach mehrwöchigen Spannungen in den wechselseitigen Beziehungen haben Belgrad und Sarajevo heute, Mittwoch, einen V...

Belgrad/Sarajevo (APA) - Nach mehrwöchigen Spannungen in den wechselseitigen Beziehungen haben Belgrad und Sarajevo heute, Mittwoch, einen Versuch zu einer Lösung unternommen. Man habe eine „neue Seite“ in den bilateralen Beziehungen eröffnet, zeigte sich Serbiens Premier Aleksandar Vucic nach dem Treffen mit den drei Mitgliedern der bosnischen Staatsführung überzeugt.

Der Besuch der Mitglieder des bosnischen Staatspräsidium, des derzeitigen Vorsitzenden, Kroaten Dragan Covic, Bosniaken (Muslime) Bakir Izetbegovic und Serben Mladen Ivanic, erfolgte auf die Einladung des Serbiens Regierungschefs Vucic, nachdem dieser von der Gedenkfeier für die Opfer des Srebrenica-Massakers am 11. Juli im ostbosnischen Potocari vertrieben worden war.

Zehn Tage nach diesem Zwischenfall „sprechen wir heute von ganz anderen Themen“, unterstrich Covic. Im Vordergrund stand die wirtschaftliche Zusammenarbeit der zwei Staaten in den Bereichen Infrastruktur, Energiewirtschaft, Militärindustrie und Tourismus. Besprochen wurden auch gemeinsame Vorhaben, welche die zwei Staaten bei dem Westbalkantreffen am 27. August in Wien präsentieren wollen. Laut früheren Medienberichten soll es dabei auch um eine Eisenbahnstrecke zwischen Serbien und Bosnien gehen.

Es gelte die Beziehungen zwischen Serbien und Bosnien in der Vergangenheit den Historikern zu überlassen, meinte Covic. Die Politiker sollten sich damit befassen, die wechselseitige Zusammenarbeit auf eine möglichst hohe Stufe zu erheben.

Um die Entwicklung der Region anzuspornen, seien in der Region die Stabilität und die Sicherheit notwendig, welche ohne die Versöhnung nicht möglich seien, zeigte sich Izetbegovic überzeugt. Auch sei jedes Verbrechen ein Verbrechen, die Verantwortlichen müssten vor Gericht kommen, unterstrich das bosniakische Präsidiumsmitglied ferner.

Ein Treffen der Mitglieder des Staatspräsidiums mit dem Serbiens Staatschef Tomislav Nikolic stand in Belgrad nicht auf dem Programm. Allerdings soll Nikolic, dessen erster Besuch in Sarajevo im Juni abgesagt worden war, die bosnische Hauptstadt wie nun angekündigt im Oktober besuchen. Anlass für die Absage hatte damals die Festnahme vom Kriegskommandanten von Srebrenica Naser Oric in der Schweiz geliefert. Sie hatte auf Basis eines serbischen Haftbefehls erfolgt. Weiter gestört wurden die wechselseitigen Beziehungen Anfang Juli, als der UNO-Sicherheitsrat wegen Vetos Moskaus eine geplante Srebrenica-Resolution nicht anzunehmen vermochte. Nikolic hatte zuvor Moskau um ein Veto gebeten.