Griechenland - Wirtschaft befürchtet Pleitewelle
Athen (APA/Reuters) - Nach der vorläufigen Rettung Griechenlands vor dem Staatsbankrott droht nun in der Wirtschaft eine Pleitewelle. Seit W...
Athen (APA/Reuters) - Nach der vorläufigen Rettung Griechenlands vor dem Staatsbankrott droht nun in der Wirtschaft eine Pleitewelle. Seit Wochen sind Kapitalverkehrskontrollen in Kraft und schnüren vielen international vernetzten Firmen die Luft zum Atmen ab: Wenn das bis Mitte August so weitergeht, stehen nach Ansicht der Handelskammer in Athen Unternehmen reihenweise vor dem Aus.
In einem Brandbrief an das Finanzministerium machte Kammer-Präsident Konstantinos Michalos seinem Ärger nun Luft: „Wir müssen ihnen mitteilen, dass ein Großteil der griechischen Firmen kurz davor steht, den Betrieb einzustellen.“ Die Kontrollen waren Ende Juni eingeführt worden, um der Kapitalflucht einen Riegel vorzuschieben und ein Ausbluten des Finanzsystems zu verhindern.
Damals räumten viele Griechen ihre Konten aus Furcht vor einer Pleite des Landes leer. Nun hat es aber wieder eine Perspektive in der Eurozone: Griechenland will sich in den anstehenden Detail-Verhandlungen bis zum 20. August ein bis zu 86 Mrd. Euro schweres Rettungspaket seiner Gläubiger sichern. Bis dahin müssen Hellas-Firmen wohl mindestens noch durchhalten. In einigen Staaten haben Kapitalverkehrskontrollen aber noch viel länger bestanden - so etwa in Zypern, wo sie 2013 eingeführt wurden und die letzten Beschränkungen erst dieses Jahr fielen.
Die Kontrollen in Griechenland könnten sich als Bumerang erweisen. Firmen, die Waren aus dem Ausland beziehen, können ihre Rechnungen seit Wochen nicht mehr begleichen. „Ein Riesenproblem in vielen Bereichen“, klagte der Handelskammer-Chef. Nach der vorläufigen Einigung Griechenlands mit den Gläubigern samt Brückenfinanzierung seien die Firmen leer ausgegangen: „Das ganze Geld, das das Land nun bekommen hat, wurde für Gehälter von Staatsdienern und für Pensionisten ausgegeben, oder um die Bankautomaten aufzufüllen“, so Michalos. Geldtransfers der Firmen seien dabei ausgespart worden.
Auch die Bürokratie bremst die Firmen offenbar aus. Auf Antrag kann Geld zwar trotz der Kapitalverkehrskontrollen ins Ausland transferiert werden. Doch die zuständige Kommission winkt diese nicht einfach durch. So hat ein Konzern aus der Nahrungsmittelbranche eine Auslandsüberweisung von 650.000 Euro beantragt. Bewilligt wurden jedoch nur 9.000 Euro, wie Michalos erläuterte: „Das ist nicht lustig.“ Das betroffene Unternehmen gehöre zu den Schwergewichten auf dem Inlandsmarkt und müsse nun ernsthaft darüber nachdenken, die Produktion dichtzumachen.
Viele Geschäftspartner im Ausland trauen den griechischen Firmen in Finanzdingen zudem nicht mehr über den Weg. Diese bittere Erfahrung machte auch die Einkaufsmanagerin von Pitsos, dem größten einheimischen Produzenten von Elektronikgeräten. Keine Schraube erhalte sie mehr ohne vorherige Zahlung, sagte Vasiliki Mourafeti: „Früher haben wir alle 14 Tage Ware erhalten. Jetzt heißt es: Griechenland ist pleite. Lieferung nur gegen Vorkasse.“