Griechenland - Kriselnde Balkanländer fürchten mögliche Staatspleite

Belgrad/Athen (APA/dpa) - Territoriale Streitigkeiten, nationalistische Auseinandersetzungen, nicht funktionierende Parlamente, Armut und so...

Belgrad/Athen (APA/dpa) - Territoriale Streitigkeiten, nationalistische Auseinandersetzungen, nicht funktionierende Parlamente, Armut und soziale Not - Probleme gibt es in den Staaten Südosteuropas genug. Jetzt starren dort alle gebannt auf Griechenland. Dessen Staatspleite könnte den kriselnden Balkan zusätzlich destabilisieren. Noch versichern die Politiker ihren Bürgern tagtäglich: „Keine Panik! Alles unter Kontrolle!“

Ein möglicher Brennpunkt sind die griechischen Banken in der Region. In Serbien machen sie 15 Prozent des Bankensektors aus. In Rumänien stehen sie für knapp 18 Prozent, in Mazedonien 20, in Bulgarien 30 und in Albanien sogar für 32 Prozent des Bankenmarktes. Doch eine Gefahr besteht nach übereinstimmender Darstellung der jeweiligen Nationalbanken nicht. Denn die Tochterfirmen griechischer Banken seien auf der Kapitalseite solide aufgestellt und liquide. Das sagt auch der Vertreter des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Albanien.

Zudem haben die Zentralbanken die griechischen Geldhäuser unter besondere Beobachtung gestellt. In Serbien dürften sie nur sehr geringe Summen an ihre Mutterhäuser in Griechenland abführen, berichtete die größte serbische Zeitung „Blic“ am Donnerstag unter Berufung auf geheim gehaltene Maßnahmen der Nationalbank.

Die Banken könnten aber leicht ins Trudeln geraten. „Ein Problem würde entstehen, sollten die Menschen beginnen, ihr Geld von den griechischen Banken abzuheben“, warnte am Vortag der bulgarische Regierungschef Boiko Borissow in Sofia. Um das zu verhindern, versicherte beispielsweise der Direktor der serbischen Piraeus Bank, Neoklis Neokleus im Belgrader Magazin „Nedeljnik“: „Unsere Bank funktioniert in Serbien als unabhängige Rechtsperson und ist als einheimische Bank mit ausländischem Kapital registriert.“

Griechenland ist in seinen Nachbarländern Südosteuropas auch ein großer Investor. Doch seit 2008 ist dieses Engagement wegen der Krise zu Hause schon deutlich zurückgegangen. In Serbien liegt der Bestand bei zwei Milliarden Euro. 250 griechische Firmen beschäftigen hier 25 000 Mitarbeiter. Im unmittelbaren Nachbarland Mazedonien hat die einzige Raffinerie vor den Toren der Hauptstadt Skopje griechische Eigentümer. In Albanien sind griechische Firmen die mit Abstand bedeutendsten Investoren. Auch als Handelspartner spielt Athen in den Balkanländern eine große Rolle.

Gespannt verfolgen Bürger, Politiker und Medien in den Ländern Südosteuropas die Auseinandersetzung Griechenlands mit den Verhandlungspartnern. Dabei liegt die Sympathie ganz eindeutig aufseiten Athens. Voller Bewunderung wird registriert, dass sich David mit Goliath anlegt. Denn Politiker und Zeitungen formulieren in ihren Ländern offen den Überdruss mit „immer neuen Bedingungen und Erpressungen“ aus Brüssel. Dabei ist viel von Ehre, Selbstachtung, Patriotismus und Geschichte die Rede.