Salzburger Festspiele - „Mexiko“: Montezuma ist weich und weiblich
Salzburg (APA) - Aztekenherrscher Montezuma ist in Wolfgang Rihms „Eroberung von Mexiko“, die den Opernreigen der Salzburger Festspiele am S...
Salzburg (APA) - Aztekenherrscher Montezuma ist in Wolfgang Rihms „Eroberung von Mexiko“, die den Opernreigen der Salzburger Festspiele am Sonntag (26. Juli) eröffnet, eine Frau. Das weibliche, aber auch das unterdrückte und magische Prinzip, das dem Konquistador Cortez gegenüber steht, verkörpert dabei die deutsche Sopranistin Angela Denoke. Sie verspricht im APA-Interview „ein atmosphärisch starkes Stück“.
Die Handlung ist mehr ein Assoziationsgebilde frei nach Antonin Artaud, Octavio Paz und aztekischen Gesängen. Für Denoke „ein sehr komplexes Gebilde mit dem man sich auseinandersetzen muss, um zum inneren Erleben Montezumas vorzudringen. Mir haben die Quellentexte, die der Partitur vorangestellt sind, dabei sehr geholfen“, so Denoke, die sich auf der Bühne Bo Skovhus als Cortez gegenübersieht - dem entgegengesetzten, männlichen Eroberer aus der alten Welt. „Wolfgang Rihm hat Montezuma musikalisch oft sehr weiche Farben zugeordnet, eine reflexive Tongebung, die es mir ermöglicht, Montezuma eine Stimme, ein Gesicht zu geben.“
Für Regisseur Peter Konwitschny geht es bei der Konfrontation der beiden Protagonisten eben nicht nur um ein koloniales Setting, „sondern um alle Gegensätze, auf die wir achtgeben müssen, dass sie sich nicht vernichten“, wie er bei einer Pressekonferenz zu seinem Festspiel-Debüt erklärte. „Seine Inszenierung geht einen sehr eigenen Weg“, beschreibt Denoke die gemeinsame Arbeit. „Sie hilft mir persönlich, die Person Montezumas zu konkretisieren, zu erfassen.“
1992 uraufgeführt, ist „Mexiko“ zwar eine zeitgenössische, aber keine neue Oper und gilt in puncto Publikumstauglichkeit als bewährtes Stück. Für Angela Denoke ein wesentlicher Aspekt: „Es ist eine enorm wichtige Aufgabe, ‚Neue Musik‘ besser zu etablieren. Meine Erfahrung ist, dass es ein Publikum gibt, das gerade nach dieser Auseinandersetzung verlangt und ich wünsche mir, dass man neues Publikum hinzugewinnen kann, indem das Angebot deutlich erweitert wird, um es zu etwas Selbstverständlichem werden zu lassen.“
Wie die Festspielgäste reagieren werden, könne man nie voraussehen. „Ich wünsche mir, dass das Publikum offenen Herzens in unsere Vorstellung kommt und sich auf diesen Abend einlässt. Ich denke, dann wird die Musik, die Inszenierung einen Sog entwickeln. Es ist ein atmosphärisch starkes Stück, das Raum freilässt für eigene Gedanken.“ Dirigiert wird - wie bei der Uraufführung in Hamburg - von Ingo Metzmacher, am Pult des ORF Radio Symphonieorchesters.
Bei den Festspielen engagiert sich Angela Denoke auch in einem konzeptuellen Liederabend (22. August) für Musik des 20. Jahrhunderts. Gemeinsam mit Pianist Tal Balshai, Bläser Norbert Nagel, Cellist Tim Park und Sprecher Uwe Kraus wird „Kurt Weill und seine Zeit“ unter dem Motto „Städtebewohner“ gefeiert. Bereits 2011 stellte das Team einen Weill-Abend bei den Festspielen vor, mit dem man seither höchst erfolgreich unterwegs war.
„Wir wurden nun gebeten, einen Abend rund um die Dreigroschenoper zu erarbeiten, die ja bei diesen Festspielen in einer Neufassung und in der Originalversion gespielt wird“, berichtet die Sängerin. Aus dieser Vorgabe habe man ein neues Konzept gestrickt: „Ein musikalisches Kaleidoskop rund um die Entstehungszeit der Dreigroschenoper, in dem sowohl Unterhaltungsmusik als auch das politische Lied und Texte die Stimmung dieser Zeit widerspiegeln.“
(S E R V I C E - „Die Eroberung von Mexiko“ von Wolfgang Rihm; Regie: Peter Konwitschny, Dirigent: Ingo Metzmacher; mit Angela Denoke, Bo Skovhus; Premiere am 26. Juli, 20 Uhr, Felsenreitschule, weitere Termine am 29. Juli, 1., 4. und 10. August. Liederabend Angela Denoke, 22. August, 19.30 Uhr, Salzburger Landestheater. www.salzburgerfestspiele.at)