ImPulsTanz: Hölblings „Assemblage humain“ als Kampf mit dem Plastik
Wien (APA) - Neue Sinnzusammenhänge durch die Kombination unterschiedlicher Materialien zu schaffen, ist das Ziel der Kunstform der Assembla...
Wien (APA) - Neue Sinnzusammenhänge durch die Kombination unterschiedlicher Materialien zu schaffen, ist das Ziel der Kunstform der Assemblage. „Assemblage humain“ nennt die österreichische Choreografin Saskia Hölbling nun ihre Performance, die Mittwochabend im Rahmen von ImPulsTanz im Schauspielhaus Wien zur Uraufführung kam. Fazit nach 50 langen Minuten: viel (menschliches) Material, wenig Sinnzusammenhang.
Auf einem hellen, flachen Holzpodest nähert sich die auf dem Boden kriechende Tänzerin und Gründerin der Compagnie DANS.KIAS zu bedrohlichen elektronischen Klängen langsam, aber stetig einem von einer dunklen Decke bedeckten Haufen. Einmal dort angekommen, scheint sie darunter vor dem gleißenden Bühnenlicht Schutz suchen zu wollen. Als die Tänzerin hineinkriecht, gibt die Decke ein weißes Etwas frei. Wieder sehr langsam nähert sie sich schließlich dem leblosen Gliederhaufen. Zum Vorschein kommt eine lange, dünne Stoffpuppe mit hölzernen Gelenken (Ausstattung: Gudrun Lenk-Wane). Einmal aufgerichtet, wird sie auf einen von der Decke baumelnden Haken gehängt. Mit verkrampften Tanzbewegungen versucht Hölbling, die wie eine dürre Figur von Alberto Giacometti anmutende Gestalt zum Leben zu erwecken.
Als das nicht hilft, schultert sie den Stoffhaufen und begibt sich mit ihm auf eine beschwerliche Reise, die auch über einen umgekippten Sessel führt. Ein Besenstiel und eine Jacke kommen ins Spiel, entfalten aber keinerlei sinnstiftenden oder ästhetischen Mehrwert und werden wieder zur Seite gelegt. Kurz blitzt dann doch die Huldigung an die Beweglichkeit des Körpers auf: Die Gliedmaßen von Tänzerin und Puppe werden ineinander verschlungen zu etwas Neuem, wenn auch Undefinierbarem. Die Klänge (Komposition: Wolfgang Mitterer) werden härter, kommen jedoch nur selten in Einklang mit den Bewegungen auf der Bühne. Dann verlässt die Tänzerin der Mut, das Interesse an der leblosen Puppe schwindet. Achtlos wird sie am Bühnenrand abgelegt.
Nach einer kurzen Pause kommt Hölbling zurück, zieht eine neue, deutlich besser genährte, aber auch nicht sehr bewegungsfreudige Puppe auf die Bühne. Die Beziehung scheint auf die nächste Ebene gehoben worden zu sein, mit dicker Wampe und nunmehr bekleidet liegt der neue Freund da. Langsam öffnet Hölbling das Hemd der Gestalt und zieht aus deren Bauchraum schier unendlich viele Plastikplanen, goldene Rettungsdecken und anderen Plastikmüll.
Immer schneller werden die Bewegungen, bis sich Hölbling völlig unter dem Plastik begraben hat. Unter dessen Schutz entledigt sie sich ihrer schwarzen Kleidung, ein pinker BH blitzt auf, bevor die Tänzerin auch ihre Unterwäsche entsorgt, während die Puppe ausgeweidet auf dem Boden liegen bleibt. Am Ende trägt sie ein Kleid aus bunten Plastikplanen. Langer Applaus für einen ermüdenden Abend, dessen tiefere Bedeutung nicht zwischen dem durchsichtigen Material durchzuscheinen vermag.
(S E R V I C E - ImPulsTanz - Saskia Hölbling / DANS.KIAS: „Assemblage humain“. Regie, Choreografie und Tanz: Saskia Hölbling, Musik: Wolfgang Mitterer, Ausstattung: Gudrun Lenk-Wane. Weiterer Termin: 24. Juli, 21 Uhr im Schauspielhaus Wien. Infos und Tickets unter www.impulstanz.at)