Die Stimme Griechenlands - Mikis Theodorakis wird 90
Athen (APA/dpa) - Musiker, Widerstandskämpfer, Komponist, Dirigent und Politiker: All das vereint Mikis Theodorakis, der am Mittwoch (29. Ju...
Athen (APA/dpa) - Musiker, Widerstandskämpfer, Komponist, Dirigent und Politiker: All das vereint Mikis Theodorakis, der am Mittwoch (29. Juli) 90 Jahre alt wird, in einer Person. Er gilt als die Stimme Griechenlands und als Komponist der heimlichen griechischen Nationalhymne: der Musik zum Film „Alexis Sorbas“.
Theodorakis hat das Dirigieren und Komponieren seit langem aufgegeben. Das Bild des 1,90 Meter großen Mannes, der mit ausgestreckten Armen („wie ein Adler“, schrieben Zeitungen) Orchester, Sänger und manchmal auch das Publikum „in den musikalischen Himmel“ erhob, sieht man nur noch im Fernsehen oder in alten Filmen.
„Mikis“, wie jeder in Griechenland ihn nennt, wirkt jedoch immer noch jung und dynamisch, wenn er sich mit leuchtenden Augen und lauter Stimme zu politischen Themen äußert, die sein Land beschäftigen. Zwar hat er sich zunehmend in sein Haus unterhalb der Akropolis von Athen zurückgezogen. Doch jeder, der in Griechenland eine Rolle spielt, muss einmal mit Mikis gesprochen haben. Zuletzt war es Regierungschef Alexis Tsipras, der ihn nach seinem Wahlsieg im Jänner besuchte. Theodorakis gab ihm mit den Worten „Ich stehe Dir bei“ bildlich seinen Segen.
Zur Musik kam der 1925 auf der Ägäisinsel Chios geborene Theodorakis durch einen alten Film über Beethoven. „Ich sah den Film zusammen mit meinem Vater. Ich war fasziniert“, erzählte er in einem Interview des griechischen Fernsehens. „Ich bat meinen Vater, der beruflich nach Athen fuhr, mir alles zu bringen, was er in der Hauptstadt über Musik finden konnte. So fing es an.“ Später studierte er Musik am Athener Konservatorium.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde er Widerstandskämpfer. Beim anschließenden Bürgerkrieg (1947-1949) schlug er sich auf die Seite der Linken. Er wurde in die Verbannung geschickt.
Als Komponist wurde Theodorakis Anfang der 1960er Jahre weltbekannt mit der Musik zu „Alexis Sorbas“, dem Film von Michael Cacoyannis mit Anthony Quinn in der Titelrolle. Danach kämpfte er gegen die Obristenjunta in Griechenland (1967-1974). Er wurde festgenommen und gefoltert. Bis 1974 lebte er im Pariser Exil. Dort komponierte er „Axion Esti“, „Das Lied vom Toten Bruder“ und den „Canto General“.
Nach der Wiederherstellung der Demokratie 1974 kehrte er in seine Heimat zurück und startete ein politisches Wechselspiel ohnegleichen. Theodorakis wurde Abgeordneter für die Kommunisten; als sie ihn enttäuschten, wurde er für die Konservativen ins Parlament gewählt. Eine Weile lang war er Minister der konservativen Partei, danach näherte er sich den Sozialisten an.
Doch als Opportunist hat ihn niemand bezeichnet. Denn Theodorakis ist, wie man in Athen sagt, „die Stimme der Volkes“, stets kämpft er gegen anmaßende Autorität und Unrecht. Nach Ausbruch der schweren Finanzkrise gründete er aus Protest gegen die harten Sparmaßnahmen eine Bewegung gegen die Unterwerfung Griechenlands. Sie blieb ohne politischen Widerhall. Theodorakis wird aber respektiert, egal, was er sagt und tut, meint die griechische Presse. Seine Musik klingt bei jeder Feierlichkeit, bei jeder politischen Massenveranstaltung und bei jeder auch noch so kleinen Feier der Griechen.
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