TT-Sommergespräch

Ingo Mayr: „Müssen unsere Werte vorleben“

© Andreas Rottensteiner / TT

SPÖ-Landesparteivorsitzender Ingo Mayr schließt einen Wechsel in den Landtag vor 2018 nicht aus. Thomas Pupp wäre für ihn ein ausgezeichneter Bürgermeisterkandidat in Innsbruck.

Herr Mayr, wenn Sie in die Zukunft blicken: Wer wird länger Parteichef bleiben, Sie oder Werner Faymann?

Ingo Mayr:

Ich glaube, dass ich schon länger Parteichef sein werde. Faymann auch, vorausgesetzt die Wahl in Wien geht halbwegs gut aus. Außerdem bin ich gerne Landesparteivorsitzender.

Die Umfragen für die SPÖ Tirol sind mäßig, trotzdem verbreiten Sie stets das Gefühl, als ob alles bestens sei.

Mayr:

Ich fühle mich gut und es gibt viele positive Rückmeldungen. Wir haben uns viele Dinge vorgenommen, leider konnten wir nicht alles zu 100 Prozent umsetzen. In Hinblick auf die Gemeinderats-, aber auch schon Richtung Landtagswahlen 2018 haben wir uns personell in vielen Bezirken neu aufgestellt.

Im Parteirat sitzen jetzt 100 Mitglieder. Ist das Entscheiden nicht noch schwieriger geworden?

Mayr:

Nein, wir haben diese neuen Strukturen geschaffen, um die Demokratisierung in der Partei voranzutreiben. Viele Mitglieder können sich jetzt in Arbeitsgruppen einbringen. Außerdem hat sich der Landtagsklub inhaltlich sehr gut entwickelt.

Noch vor einem Jahr ging jedoch ein Riss durch den Klub.

Mayr:

Die Zusammenarbeit passt, man muss nicht immer ein Herz und eine Seele sein.

Trotzdem scheint die SPÖ unter Ihnen in der Bevölkerung noch nicht so richtig angekommen zu sein? Ein neuer Chef müsste doch so richtig durchstarten.

Mayr:

Ich bin nicht der große Schreier oder Parolendrescher. Mir geht es um kontinuierliche Arbeit. Wir haben derzeit 150 Mitglieder in der Jungen Generation. Die SPÖ ist durch mich auch attraktiver geworden.

Zu einem notwendigen Auftrieb haben Sie der Partei bisher aber auch nicht verhelfen können?

Mayr:

Weil ich nicht für den kurzfristigen Punch zu haben bin. Das sind Strohfeuer, die rasch verglühen.

Fehlt nicht die Präsenz in der Alltagspolitik?

Mayr:

Darauf sprechen mich immer wieder auch Parteifreunde an, aber: Ich bin Landesparteivorsitzender geworden und nicht Landtagsabgeordneter.

Müssen Sie nicht öfters sagen: Hallo, ich bin der Tiroler SPÖ-Chef?

Mayr:

Im Vorjahr ist das manchmal passiert, jetzt nicht mehr. Mein Bekanntheitsgrad steigt kontinuierlich.

Blicken Sie nicht neidisch auf FPÖ-Chef Abwerzger, der durch den Verzicht vor ihm gereihter Funktionäre ab Herbst im Landtag sitzt?

Mayr:

Abwerzger hat das wahrscheinlich wegen seiner Bekanntheitswerte gebraucht. Die FPÖ macht vieles, was ich nicht nachmachen möchte.

Wenn Sie Ihre Parteifreunde bitten würden zu verzichten, weil es hilfreich wäre: Wäre das in der SPÖ möglich?

Mayr:

Wenn die SPÖ glaubt, es wäre gut, werden wir uns das vielleicht auch überlegen. Ich schließe es vor der Landtagswahl nicht aus.

Sehen Sie sich eigentlich auf Augenhöhe mit den anderen Parteichefs?

Mayr:

Was Impuls, die Liste Fritz oder die FPÖ betrifft, sehe ich mich als Parteichef schon drüber.

Wie geht?s in Innsbruck weiter? Dort gewinnt oder verliert man Wahlen. Lässt sich die SPÖ mit Weichenstellungen nicht zu viel Zeit?

Mayr:

Ja, darüber bin ich selbst ein wenig unglücklich. Es ist Zeit, dass wir rasch einen Parteitag einberufen. Er soll noch heuer stattfinden, um die Weichen zu stellen.

Mussten Sie Druck machen?

Mayr:

Ich habe mich bereits eingebracht und darauf gedrängt. In Innsbruck gab es durchaus Überlegungen, den Parteitag erst 2016 abzuhalten. Es wird wichtig sein, dass wir in Innsbruck mit städtischen Themen wie Wohnen punkten, aber auch mit dem Kontakt zu den Menschen.

Thomas Pupp wird als Bürgermeisterkandidat gehandelt. Ist er eine Option?

Mayr:

Pupp wäre sicher ein ausgezeichneter Kandidat.

Ist die SPÖ in Innsbruck überhaupt reformwillig?

Mayr:

Ja, denn sie hat wie die Landespartei erkennen müssen, dass sie mit der Art und Weise, wie in den vergangenen zehn Jahren gearbeitet wurde, keine Wahlen gewinnt.

Wie kann die SPÖ wieder Wahlen gewinnen?

Mayr:

Ich versuche die Partei breiter aufzustellen. Wir müssen offen sein für alle, vor allem für die Jungen. Deshalb sage ich es offen und ehrlich: Ich bin kein Freund der Parteibuchwirtschaft. Die SPÖ muss für die kommenden Generationen eine ehrliche und wahrnehmbare Politik machen.

Was heißt das konkret?

Mayr:

Das größte Problem der Sozialdemokratie nicht nur in Tirol ist, dass wir stets gute Programme gehabt, aber nie vor Ort danach gelebt haben. Wir haben viele ausgezeichnete Mitglieder, aber wir müssen unsere Werte vorleben.

Sind das die einzigen Botschaften des Ingo Mayr?

Mayr:

Ich will ein Sprachrohr für die Menschen sein, ihnen aber auch erklären, was möglich ist, was nicht und wofür ich mich einsetzen werde. Die Rezepte zur Bewältigung der Wohnungsnot ähneln sich in allen Parteien. Einige schauen auf ihre Klientel, wir hingegen auf die Allgemeinheit. Vor allem auf diejenigen, die sich selbst nicht so gut helfen können.

Sind Sie für die Gemeinderatswahlen optimistisch?

Mayr:

Ich hoffe, dass sie gut ausgehen. Wir bereiten uns seit Monaten intensiv darauf vor. In vielen Gemeinden gibt es leider noch weiße Flecken.

Woran liegt das?

Mayr:

Weil wir in der Vergangenheit zu wenige Leute angesprochen haben. Da braucht es mehr Mut. Andererseits haben wir die Beziehung zwischen Partei und Gewerkschaft ganz stark verbessert. Das wird sich schon bei den Gemeinderatswahlen bemerkbar machen.

Bei der Landtagswahl peilen Sie zwei Mandate mehr an. Sind Sie eher der Typ fürs Regieren oder für die Opposition?

Mayr:

Schon fürs Regieren, weil ich auch immer den Konsens im Auge habe.

Also wären Sie der ideale Regierungspartner für VP-Chef LH Platter. Er behauptet das auch von sich.

Mayr:

Letztlich wird der Wähler entscheiden, wie es mit der SPÖ 2018 weitergeht. Ich bin jedenfalls ein Teamplayer.

Tut die Opposition der SPÖ gut?

Mayr:

Ja. Natürlich hat es auch Nachteile, das haben wir im ersten Jahr gespürt. Wir bekommen aus dem Landhaus gar keine Informationen mehr oder erst verspätet. In der Koalition mit der ÖVP haben wir uns aber zu oft zu Kompromissen hinreißen lassen, die uns nicht gutgetan haben. Und die Unterschiede zwischen ÖVP und SPÖ waren nicht mehr erkennbar.

Wäre es für Sie denkbar, sich von einer Oppositionsplattform zum Landeshauptmann wählen zu lassen?

Mayr:

In einer Konstellation mit der FPÖ sicher nicht. Außerdem ist es in einer Regierung mit mehreren Parteien nicht einfach. Ich bin kein Fan von diesen Strategien.

Wird es 2018 von Ihnen ein Plakat geben: Tirols neuer Landeshauptmann?

Mayr:

Nein.

Hält Schwarz-Grün bis 2018?

Mayr:

Nachdem der Landeshauptmann gesagt hat, es war noch nie so schön zum Regieren, glaube ich, dass die Koalition lange hält.

Das Gespräch führte Peter Nindler

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