Speedskate-EM

An Bittners Gold-Hattrick hängt ein Wermutstropfen

Vanessa Bittner ruhte sich gestern nicht auf ihren Lorbeer-Blättern aus, stand beim Training schon wieder auf den Rollen.
© Julia Hammerle

Nach dreimal EM-Gold soll Vanessa Bittner in Innsbruck heute nachlegen. Tirols Skate-Prinzessin ist hungrig, Trainer Wolf kritisiert die Unterstützung.

Von Roman Stelzl und J. Metzger

Innsbruck –In der Hitze Innsbrucks klebten die vier Rollen gestern zäh wie Kaugummi am kochenden Asphalt des Olympiaworld-Parkplatzes. Kurz nach Mittag, am Höhepunkt des Glutofens, schnallte sich dann Vanessa Bittner ihre Inlineskates an. Die 20-jährige Innsbruckerin drehte einige Runden auf dem Kurs, der von heute bis Sonntag als Bühne der Europameisterschaft dient, nachdem die ersten Bewerbe (Bahn) in Wörgl ausgetragen wurden.

Bittner schnappte sich dort drei Goldmedaillen. Eine volle Ausbeute, nachdem sie zu Beginn noch das Motto ausgegeben hatte, eine Medaille zuhause wäre schön. „Ich habe mir nicht gedacht, dass es so gut läuft, vor allem, weil ich heuer mit der Matura so viel zu tun hatte“, sagt Bittner – und jedes Mal, wenn von sechs Goldenen bei drei ausstehenden Starts die Rede ist, dann beginnt sie zu lächeln. „Na ja, jetzt schauen wir mal, wie es läuft.“

Aber es läuft oder besser gesagt: Es rollt. Und das sollte eigentlich verwundern, steht das Inlineskating doch in der Rangliste weit hinter dem Eisschnelllauf, wo Bittner heuer erstmals im Weltcup auf das Podest lief. „Inlineskating ist mehr zur Überbrückung im Sommer. Das mache ich freiwillig, weil ich Lust dazu habe. Ich konzentriere mich immer noch auf das Eisschnelllaufen“, meinte die Olympia-Startern und ergänzte gestern im Schatten der Hitze schmunzelnd: „Mir sind zehn Grad lieber als diese 30.“

Ihr Trainer Hannes Wolf findet indes eine andere Erklärung für den bescheideneren Einsatz auf vier Rollen: die mangelnde finanzielle Unterstützung. „Vanessa bekam für die ganze Inlineskate-Saison vom Verband 1000 Euro. Deshalb ist das vielleicht auch nur eine Übergangszeit“, meinte Wolf und legte nach: „Wenn man sich jetzt die Erfolge ansieht und wie wichtig Vanessa als Aushängeschild der EM ist, dann stimmt da was nicht.“ Dem Verband stünde ein Budget von 70.000 Euro zur Verfügung, die Verteilung sei unverhältnismäßig, weil zu viel an den falschen Stellen und Vereinen versickere.

Zumal neben dem Tiroler Thomas Petutschnigg nur noch Bittner für Erfolge parat stünde – YOG-Starter Manuel Vogl soll laut Wolf bereits an ein Karriereende denken.

Ein noch größerer Dorn im Auge ist aber die Sporthilfe. Als Weltcup-Spitzenläuferin und Olympia-Hoffnung schaffte es Bittner „nur“ in die Silber-Kategorie, kassiert damit 400 statt 800 Euro (Gold) im Monat. Bittner selbst fragte ein wenig ratlos: „Was muss ich denn noch alles erreichen, um die volle Unterstützung zu bekommen?“ Wolf und Manager Thomas Herzog waren auf Nachfrage mit den Worten abgetan worden, Bittner habe Glück, nicht gleich in der Bronze-Kategorie zu landen. Grund für die Einteilung soll die Missinterpretation von Ergebnissen sein, unter anderem die Rennen der Weltcup-B-Gruppe, die nicht zu den nötigen 50 Prozent an Top-acht-Plätzen zählen.

Wolf selbst blickt deshalb längst über den Asphalt hi­naus zum Eisschnelllauf-Weltcup in Calgary: „Wir fliegen am 30. Oktober nach Kanada. Dort geht es um das Limit für die WM. Und damit um die wahren Saisonhöhepunkte.“

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