Vorsitzender von Opfer-Initiative glaubt nicht an Loveparade-Prozess

Duisburg (APA/AFP) - Fünf Jahre nach der Katastrophe bei der Duisburger Loveparade mit 21 Toten rechnet der Vorsitzende der „Betroffenen-Ini...

Duisburg (APA/AFP) - Fünf Jahre nach der Katastrophe bei der Duisburger Loveparade mit 21 Toten rechnet der Vorsitzende der „Betroffenen-Initiative LoPa 2010“, Jörn Teich, nicht mehr mit einer Klärung der Schuldfrage. „Ich glaube nicht an einen Prozess“, sagte Teich am Donnerstag im WDR-Hörfunk. „Die Verantwortlichen hat man laufen lassen.“

Teich fügte hinzu, auf der Anklagebank sitze nur noch die „dritte Reihe“, und er rechne nicht damit, dass überhaupt jemand verurteilt werde. „Das wird‘s nicht geben, es wird niemand verurteilt werden.“ Für die Betroffenen und Angehörigen sei das sehr frustrierend, da mit einer Klärung der Schuldfrage auch das Thema besser abgeschlossen werden könne. Das aber werde es im Fall der Loveparade-Katastrophe - wie auch bei anderen Unglücken - wohl nicht geben.

Teich ist Organisator der „Nacht der 1.000 Lichter“, mit der am Donnerstag an der Unglücksstelle erneut an die Tragödie vom 24. Juli 2010 erinnert werden sollte. Laut WDR war Teich selbst mit seiner damals vierjährigen Tochter in das katastrophale Gedränge am überfüllten Tunnel zum Loveparade-Veranstaltungsgelände geraten. 21 Menschen starben, weit mehr als 500 wurden verletzt.

Die Staatsanwaltschaft hatte bereits im Februar 2014 Anklage gegen sechs Beschäftigte der Duisburger Stadtverwaltung und vier Mitarbeiter des Loveparade-Veranstalters Lopavent erhoben. Ihnen werden fahrlässige Tötung und fahrlässige Körperverletzung vorgeworfen. Die Entscheidung des Duisburger Landgerichts über die Eröffnung des Hauptverfahrens steht noch aus. Sollte das Gericht die Anklage zulassen, würde ein Prozess wohl erst im nächsten Jahr beginnen.

Teich wies darauf hin, dass auch fünf Jahre nach der Katastrophe viele Betroffene mit posttraumatischen Belastungsstörungen zu kämpfen hätten. Umso größer sei die Enttäuschung über die aus ihrer Sicht mangelnde juristische Aufarbeitung. Das Rechtsgefühl und Vertrauen in den Staat sei deshalb bei vielen komplett verloren gegangen. Teich zufolge ist die Gründung einer Stiftung geplant, über die eine Betreuung der Opfer organisiert werden soll.