Portrait

Schürzenjäger-Fan: Ein Leben in Schwarz-Pink

Claudia Schade hat ihr Auto mit Fanartikeln der Schürzenjäger verziert, ebenso ihre Wohnung.
© Schade

„Hey Mann!“: Claudia Schade aus Deutschland ist seit ihrer Kindheit ein großer Fan der Schürzenjäger. Für die Alpenrocker legt sie im Jahr rund 6000 Kilometer zurück.

Von Miriam Hotter

Innsbruck –Es sind genau sechs Männer, die im Leben von Claudia Schade den Ton angeben. Welche das sind, verrät die 48-Jährige in ihren E-Mails: Das Erste, was der Empfänger nämlich zu sehen bekommt, sind vier Bilder ihrer Lieblingsband. „Meine Jungs sind wie Balsam für die Seele“, sagt die Bürokauffrau, die in der Nähe von Wolfsburg in Deutschland wohnt. Ihre Jungs, das sind die Tiroler Al­fred Eberharter und sein Sohn Alf, Stefan Wilhelm, Johannes Hintersteiner, Andreas Marberger und Georg Daviotis. Kurz: die Schürzenjäger.

Als siebenjähriges Kind hörte Schade die Volksrocker mit dem Schlachtruf „Hey Mann!“ zum ersten Mal. Damals war die Band noch ganz jung und nannte sich Zillertaler Schürzenjäger – bis 1996, dann wurde das „Zillertaler“ weggelassen. Vor allem deshalb, weil sie eine Verwechslung mit anderen Gruppen, die das Wort „Zillertal“ enthalten, vermeiden wollten.

Hier trafen Mutter und Tochter Alfons Eberharter (jun.) und Georg Daviotis (mit Bart).
© Schade

„Meine Eltern fuhren jedes Jahr ins Zillertal. Dort hörten sie die Musik und waren total begeistert“, erzählt sie. Die Leidenschaft sei auf sie übergesprungen – genauso wie auf ihre 16-jährige Tochter Celina. „Sie ist mittlerweile auch infiziert“, erzählt Schade. Davon zeugen die vielen Fanartikel, die als kostbare Erinnerungsstücke dienen: Schlüssel­anhänger, T-Shirts, Fotos, eine Bierdose mit Schürzenjäger-Aufdruck, Taschen, Rucksäcke und Uhren – alles in den typischen Schürzenjäger-Farben Schwarz und Pink.

Das jährliche Open-Air-Konzert in der Zillertaler Gemeinde Finkenberg, das heuer am 1. August stattfindet, ist für Schade ein Pflichttermin. Sie ist nicht die Einzige. „Zu dieser Zeit kriegt man fast kein freies Zimmer mehr“, weiß Schade. Deshalb kümmert sie sich schon ein Jahr vorher um eine Unterkunft für sich und ihre Tochter. 10.000 Fans werden am kommenden Samstag erwartet, die pro Ticket 34 Euro ausgeben.

Früher, als Gründungsmitglied Peter Steinlechner noch Frontmann der Schürzenjäger war, pilgerten sogar bis zu 50.000 Fans zu den Konzerten. Im Jahr 2007 verließ er die Band. „Am Anfang haben wir den Peter schon vermisst“, erklärt Schade. Immerhin verbindet sie mit ihm einen der schönsten Momente, den sie als Schürzenjäger-Fan erlebt hat. „Als meine Tochter gerade einmal elf Wochen alt war, haben wir Peter Steinlechner getroffen. Er sah das Baby im Kinderwagen und hat es in die Arme genommen. Das war ein schöner Moment.“

Doch die neue Formation stehe der Musik von damals in nichts nach. „Die Jungs sind der Kracher.“ Es gebe aber auch Fans, die sich die alte Band zurückwünschen. „Sie behaupten, dass die Lieder früher besser waren. Aber ich lasse mir das nicht schlechtreden“, sagt Schade.

Ex-Schürzenjäger Peter Steinlechner hält Tochter Celina im Arm.
© Schade

Heuer plant sie sieben Konzertbesuche. „Dafür lege ich mit meiner Tochter rund 6000 Kilometer zurück.“ Ihren Urlaub stimmt sie mit den Konzertterminen ab, was in den meisten Fällen funktioniere. Wenn nicht, dann opfert sie auch einmal ihr Wochenende und setzt sich stundenlang ins Auto. „Alles, was nicht weiter als 400 Kilometer weit entfernt ist, nehme ich in Kauf.“

Die Schürzenjäger wissen treue Fans zu schätzen, ist Schade überzeugt. „Wir kennen uns , wenn wir uns sehen, dann umarmen wir uns alle“, sagt sie. Im vergangenen Jahr, als ein Konzertbesuch auf ihren Geburtstag fiel, haben ihr die Musiker ein Ständchen gesungen. Ein Moment, den sie sicher nie vergisst.

Doch nicht jeder kann die Begeisterung teilen. Als „total verrückt“ würden manche den Fan bezeichnen. „Das ist mir wurst. Dafür lebe ich, das ist meine Welt.“ Außerdem befinde sie sich unter vielen Gleichgesinnten. Eingefleischte Fans würden sich untereinander kennen und sich für ein Gläschen beim Konzert verabreden.

Dafür ist der Abschied jedes Mal umso schmerzhafter. „Wenn die Jungs nicht mehr da sind, bekomme ich Entzugserscheinungen.“

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