Roche setzt auf Krebs-Immuntherapie - Erste Arznei 2016
Basel (APA/Reuters) - Im Rennen um den milliardenschweren Markt für Krebs-Immuntherapien erhöht Roche die Schlagzahl. Sein erstes Mittel, da...
Basel (APA/Reuters) - Im Rennen um den milliardenschweren Markt für Krebs-Immuntherapien erhöht Roche die Schlagzahl. Sein erstes Mittel, das das körpereigene Abwehrsystem gegen die Krankheit mobilisiert, will der Schweizer Pharmakonzern 2016 auf den Markt bringen. Der Zulassungsantrag für Atezolizumab zur Behandlung von Blasenkrebs werde für Anfang des Jahres angepeilt, sagte Chef der Roche-Pharmasparte, Daniel O‘Day.
„Wir haben einen Marktstart Ende 2016 im Auge“, so O‘Day heute, Donnerstag. Mit den Investitionen in die Immuntherapie will Roche das Wachstum in seinem wichtigsten Geschäftsfeld - der Krebsmedizin - absichern. „Wir sind äußerst gut aufgestellt, um in diesem neu entstehenden Therapiefeld eine führende Position einzunehmen“, sagte Roche-Chef Severin Schwan.
Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat Atezolizumab als Therapiedurchbruch (Breakthrough Therapy) eingestuft. Abhängig von den Ergebnissen laufender klinischer Tests könnte Roche die Marktfreigabe auch für die Behandlung von Lungenkrebs beantragen, sagte O‘Day. Roche forscht in mehr als 40 klinischen Programmen an sieben immuntherapeutischen Wirkstoffen. Der Ansatz gilt als eines der vielversprechendsten Felder der Krebsmedizin, auf dem mehrere Konzerne um die Vorherrschaft kämpfen. Aktuell haben die US-Konzerne Bristol-Myers Squibb und Merck & Co die Nase vorne, Roche und die britisch-schwedische AstraZeneca folgen ihnen auf dem Fuß. In Deutschland ist etwa der Darmstädter Pharmakonzern Merck auf dem Gebiet aktiv.
Dank der kräftig anziehenden Verkäufe der herkömmlichen Krebsmedikamente stemmte sich Roche im ersten Halbjahr gegen den starken Franken. Der Umsatz stieg um drei Prozent auf 23,6 Mrd. Franken (22,5 Mrd. Euro). Deutlichere Zuwächse zehrte die Franken-Aufwertung auf - ohne Wechselkurseinflüsse lag das Plus bei sechs Prozent. „Basierend auf den starken Ergebnissen der ersten Jahreshälfte bin ich zuversichtlich, dass wir unsere Ziele für das Gesamtjahr 2015 erreichen werden“, erklärte Konzernchef Severin Schwan. Seinen Aktionären stellte er eine erneut höhere Dividende in Aussicht.
Der Pharmariese peilt im Gesamtjahr währungsbereinigt ein Umsatzplus im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich an. Der bereinigte Gewinn je Aktie soll stärker als der Umsatz zulegen. Nach sechs Monaten betrug er 7,22 Franken - ein Anstieg um zwei Prozent. Unter dem Strich stand mit 5,2 Mrd. Franken aber 7 Prozent weniger Gewinn als ein Jahr zuvor. Neben der belastenden Franken-Stärke fehlte im Vergleich zum Vorjahr auch der Gewinn aus der Veräußerung eines Medikaments. Die Anleger griffen dennoch zu: Die Roche-Titel zogen an der Börse 1,4 Prozent an.
Der Umsatz mit verschreibungspflichtigen Medikamenten - der mehr als drei Viertel des Konzernumsatzes ausmacht - stieg wechselkursbereinigt um fünf Prozent auf 18,4 Mrd. Franken. Vor allem die jüngst auf den Markt gebrachten Brustkrebsmedikamente legten kräftig zu: Die Umsätze mit Perjeta und Kadcyla stiegen um 72 und 65 Prozent. Auch die Blockbuster MabThera, Avastin und Herceptin mit jeweils mehr als 3 Mrd. Franken Umsatz verzeichneten zum Teil prozentual zweistellige Umsatzzuwächse. Mit Konkurrenz für Herceptin und MabThera durch günstigere Nachahmermedikamente - sogenannte Biosimilars - rechnet Roche-Chef Schwan in Europa erst gegen Ende 2017 und noch später in den USA.
Das Lungenmedikament Esbriet, das im November in den USA auf den Markt kam, entwickelt sich besser als erwartet. Es trug 229 Mio. Franken zum Konzernumsatz bei. Die Arznei zur Behandlung von Lungenfibrose stammt von der im August für 8,3 Mrd. Dollar (7,6 Mrd. Euro) übernommenen Firma InterMune. Die wesentlich kleinere Diagnostik-Sparte wuchs um sieben Prozent.
~ ISIN CH0012032048 WEB http://www.roche.com ~ APA312 2015-07-23/13:28