Mehr als 50 Tote bei Anschlägen in Nigeria und Kamerun

Abuja/Yaounde (APA/AFP) - Das gemeinsame Vorgehen der Truppen mehrerer afrikanischer Länder hat Boko Haram möglicherweise geschwächt, dennoc...

Abuja/Yaounde (APA/AFP) - Das gemeinsame Vorgehen der Truppen mehrerer afrikanischer Länder hat Boko Haram möglicherweise geschwächt, dennoch verübt die Extremistengruppe weiter schwere Gewalttaten: Bei Anschlägen in Nigeria und Kamerun wurden am Mittwoch mehr als 50 Menschen getötet. Im nigerianischen Gombe explodierten mehrere Bomben, im kamerunischen Maroua sprengten sich zwei Mädchen in die Luft.

Bei den Anschlägen auf zwei Busbahnhöfe in Gombe wurden mehr als 40 Menschen getötet. Augenzeugen zufolge ereigneten sich die ersten Explosionen gegen 19.30 Uhr am Eingang des Busbahnhofs Dadin Kowa. Etwa 20 Minuten später explodierten zwei Bomben an der Dukku-Busstation. „Ich und andere vor Ort kamen zurück und begannen, die Toten rauszuziehen“, berichtete ein Händler. „Ich zählte bis zu 30 Leichen. Mir wurde schlecht, und ich ging.“

In Gombe hatte es erst am vergangenen Donnerstag 49 Tote bei mehreren Bombenexplosionen auf einem Markt gegeben, auf dem zahlreiche Menschen für das Fest zum Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan einkauften.

Ob die Anschläge am Mittwoch von Selbstmordattentätern verübt oder ob Sprengsätze ferngesteuert gezündet wurden, war zunächst nicht feststellbar. Boko Haram nahm bereits in der Vergangenheit häufig belebte Orte wie Bahnhöfe, Moscheen oder Kirchen ins Visier. Erst kürzlich hatte die Gruppe über den Kurznachrichtendienst Twitter ein Video verbreitet, in dem sie kundtat, noch lange nicht geschlagen zu sein: „Wir kommen dahin, wo ihr uns nicht erwartet, und viel stärker als früher“, hieß es darin.

Boko Haram kämpft seit sechs Jahren mit Gewalt für die Errichtung eines islamischen Staats in Nigeria. Seit dem vergangenen Jahr hat sie ihre Anschläge auch auf die Nachbarländer Kamerun, Niger und Tschad ausgeweitet. Inzwischen gehen die betroffenen Länder gemeinsam gegen die Extremistengruppe vor. In dem Konflikt wurden nach Angaben der Vereinten Nationen mehr als 15.000 Menschen getötet.

Von einem schweren Attentat erschüttert wurde am Mittwoch auch Kamerun: In der nördlichen Regionalhauptstadt Maroua sprengten sich zwei Mädchen auf einem zentralen Markt in die Luft. Sie rissen mindestens elf Menschen mit in den Tod, 32 weitere wurden verletzt. Die Mädchen waren nach Angaben der Regionalregierung beide jünger als 15 Jahre.

Ein kamerunischer Journalist, der in der Stadt unterwegs war, berichtete von „völliger Panik“ nach den Attentaten. Überall seien Leichenteile und abgetrennte Gliedmaßen herumgelegen. Zu dem Doppelanschlag bekannte sich zunächst niemand. Auch in der Region verübt Boko Haram regelmäßig Anschläge.

Der kamerunische Präsident Paul Biya verurteilte die „schändlichen“ Angriffe auf „unschuldige Menschen“. Er rief die Bevölkerung zur Wachsamkeit und zur engen Zusammenarbeit mit den Sicherheitskräften auf.

Nigerias Präsident Muhammadu Buhari kritisierte auf seiner ersten USA-Reise seit seinem Amtsantritt die mangelnde Unterstützung Washingtons. Wenn die USA mit dem Argument der „angeblichen Menschenrechtsverletzungen“ in Nigeria keine Waffen an die dortige Armee liefere, dann nütze dies nur Boko Haram, sagte Buhari in einer Rede vor Abgeordneten und Bürgerrechtlern.

(NEU: nigerianischer Präsident Buhari kritisiert in Washington fehlende Unterstützung der USA, Kameruns Präsident Biya ruft Bevölkerung zu Wachsamkeit auf)