Test

Der Maßanzug unter den Kompakten

Am Weißensee (in Bayern) schnuppert der 4,33 Meter lange BMW 120d xDrive das Terrain abseits asphaltierter Wege.
© Höscheler

Noch nicht erfasst hat die Frontantriebsoffensive von BMW die 1er-Reihe, das kürzlich erfolgte Facelift beließ es bei einer Motorenoptimierung, einer technischen Aufwertung und einem dezenten Design-Feinschliff.

Von Markus Höscheler

Füssen –An Aktivitäten mangelt es bei BMW seit Jahren nicht: Vor zwei Jahren schupften sie aufwändig die i-Elektroformation in den Markt, vergangenes Jahr folgten weit mehr als ein Dutzend Produktneuheiten (inklusive überarbeiteter Baureihen), darunter auch die Bedienung von für BMW gänzlich neuen Segmenten. Heuer sind einige Stammreihen an der Reihe, den Auftakt übernahm die facegeliftete 1er-Reihe, jetzt ist die modifizierte 3er-Reihe am Zug, im Herbst drängt schließlich der Nachfolger des 7er-Flaggschiffs in den Handel. Die Zeit bis dahin nutzen wir beispielsweise mit einer näheren Betrachtung des fünftürigen 1ers.

Aus dem Kompaktwagensegment sticht die 1er-Reihe weiterhin mit der Betonung auf Heckantrieb heraus. Das wird sich wohl in drei Jahren ändern, wenn die nächste Generation grünes Licht erhält. Wer sich mit angetriebenen Hinterrädern nicht so wohl fühlt (gerade im winterlichen Alpengebiet), dem offeriert BMW derzeit immerhin die Möglichkeit, für ausgewählte Motoren den xDrive-Allradantrieb hinzuzuziehen. Der ist im Testwagen 120d xDrive an Bord, ebenso die Achtgangautomatik, auch sie eine Besonderheit in diesem Revier. Der Wandler zählt nach wie vor zu den besten seiner Art, die Treffsicherheit bei der Stufenwahl, die harmonische Art der Gangwechsel und ihre Schnelligkeit sind nach wie vor löblich. Der neue Vierzylinder-Turbodiesel verdient eine ähnliche Zuschreibung. Aus zwei Litern Hubraum kann er 190 PS hervorzaubern, außerdem stemmt das Triebwerk ab 1750 Umdrehungen ein sattes Drehmoment von 400 Newtonmetern. Demzufolge hat das Triebwerk ein leichtes Spiel mit den 1,5 Tonnen Eigengewicht, die sich uns auf einer Länge von 4,33 Metern präsentieren.

Zügig geht es voran, keine sieben Sekunden benötigt der 120d xDrive für den Sprint von null auf 100 km/h, ein Sportmodus lässt die Gänge höher ausdrehen. Auf deutschen Autobahnen ausprobiert stellen wir fast, dass auch Tempi jenseits der 200-km/h-Marke kein Problem darstellen, Ruhe bewahren das Fahrwerk und die direkt-präzise Lenkung. Und der Turbodiesel hält sich schallgedämmt vornehm zurück, beim Spritkonsum neigt er bei germanischen Bedingungen dazu, Abstand zum Normverbrauch zu wahren. 6,8 Liter je 100 Kilometer verbucht der Bordcomputer, österreichisch gefahren könnten wir eine fünf vor dem Komma locker erzielen.

Trotz eher sportlicher Abstimmung überzeugt der Langstreckenkomfort auf den vorderen Sitzen, die eng, aber bequem die Insassen fassen. Hinten sitzt es sich nicht schlecht, doch wird es dort noch enger. Von einer Anmaßung wollen wir allerdings hier nicht sprechen, zumal der Kofferraum mit 360 bis 1200 Litern Respekt verdient, wenngleich keine Huldigung, da einige Konkurrenten mit mehr Raum aufwarten. Diese können aber nicht den Fahrgenuss stemmen, denn der traktionssichere 120d xDrive offeriert, erhältlich ab stolzen 36.200 Euro.

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