Krebs und Umweltverschmutzung: Riesenprozess in Süditalien

Rom (APA) - In der süditalienischen Stadt Taranto werden sich 44 Personen und drei Gesellschaften des Stahlkonzerns Ilva wegen fahrlässiger ...

Rom (APA) - In der süditalienischen Stadt Taranto werden sich 44 Personen und drei Gesellschaften des Stahlkonzerns Ilva wegen fahrlässiger Tötung und schwerer Umweltverschmutzung vor Gericht verantworten müssen. Unter den Angeklagten ist Nichi Vendola, Präsident der Region Apulien und Chef der linken Oppositionspartei SEL. Der Prozessbeginn wurde auf den 20. Oktober festgelegt.

Ilva steht seit 2012 wegen gesundheitsschädlicher Emissionen aus dem Stahlwerk in Taranto im Visier der Ermittler. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Unternehmen vor, Giftstoffe in der größten Fabrik im Süden des Landes emittiert zu haben, die zu überdurchschnittlich vielen Krebserkrankungen führten. Der inzwischen verstorbene Firmengründer Emilio Riva, sein Sohn Nicola und sechs Manager waren im Juli 2012 verhaftet worden. 15 Mitarbeiter der Fabrik sollen zwischen 2004 und 2010 an den Folgen von Asbest sowie weiterer krebserregender Stoffe gestorben sein.

„Es wird sich um einen der größten Prozesse wegen Umweltverschmutzung in Italien handeln“, sagte Untersuchungsrichterin Vilma Gilli. Zu den Angeklagten zählen die Eigentümer des Stahlkonzerns Riva als Betreiber des Stahlwerks, die Unternehmer Claudio und Nicola Riva.

Ilva war 2013 unter Sonderverwaltung gestellt worden, nachdem die Behörden von der Eignerfamilie Riva 8,1 Milliarden Euro beschlagnahmt hatten. Im Jänner hatte die Regierung die Kontrolle über den Konzern übernommen, um rund 16.000 Arbeitsplätze zu retten. Ilva soll verkauft werden. Als Interessent wird unter anderem Branchenprimus Arcelor Mittal gehandelt.

Die Riva-Gruppe zählt zu den zehn größten Stahlkonzernen der Welt. Das 1905 gegründete Unternehmen besitzt in Italien und im Ausland 36 Produktionsstätten und beschäftigt 21.711 Personen.