Volksschauspiele Telfs brachten Tiroler Frauenmörder auf die Bühne

Telfs (APA) - Beklemmend, schauerlich und mit viel schwarzem Humor hat Regisseur Klaus Rohrmoser das Stück „Fliegende Hitzen“ über den berüh...

Telfs (APA) - Beklemmend, schauerlich und mit viel schwarzem Humor hat Regisseur Klaus Rohrmoser das Stück „Fliegende Hitzen“ über den berühmt-berüchtigten Tiroler Frauenmörder Guido Zingerle bei den Volksschauspielen in Telfs inszeniert. Das Premierenpublikum zeigte sich bei der Uraufführung am Donnerstagabend begeistert von Veronika Eberls und Lorzenz Gutmanns neuestem Werk.

Die Verbrechen Guido Zingerles erschütterten in der Nachkriegszeit ganz Nord- und Südtirol. Zwei Frauen hat er getötet, drei vergewaltigt und ein 14-jähriges Mädchen lebendig in einer Höhle eingemauert. In „Fliegende Hitzen“ wird Zingerle, der seine Taten stets im Hochsommer beging, zum Objekt einer Wetter zwischen Himmel und Hölle. Satanas und der Heilige Antonius streiten sich um die Seele Zingerles.

Zingerle wird als unerwünschtes Kind porträtiert, das von seiner Mutter bald nach der Geburt weggegeben und von der Pflegemutter mit Schlägen erzogen worden war. In der Schule wurde er verspottet und ausgegrenzt, weil er Sohn einer ledigen Frau war. Geborgenheit empfand er lediglich bei den Kühen im Stall. In Videozuspielungen wird das Publikum mit der Vergangenheit des Mörders vertraut gemacht und gezeigt, wie Zingerle zu dem wurde, was er war.

Karl-Heinz Steck schuf für „Fliegende Hitzen“ ein Bühnenbild, das wohl genauso zerrüttet ist, wie Zingerles Persönlichkeit war. Steck zeigt eine im Zweiten Weltkrieg zerbombte und noch nicht wieder aufgebaute Stadt - eine Welt voller Armut und Not, in der sich Frauen mit Küssen Strümpfe und Zigaretten von amerikanischen Soldaten erbetteln.

Auch das Ensemble brachte eine großartige Leistung auf die Bühne. Allen voran Daniel Klausner als Satanas, der mit viel komödiantischem Talent und schwarzem Humor die Stimmung in den richtigen Moment aufzuhellen vermochte. Doch auch Hannes Perkmann konnte mit seiner Darstellung des Guido Zingerle überzeugen. Er brachte einen getriebenen Charakter auf die Bühne, der sowohl Mitleid erregen, als auch Furcht auslösen konnte.

Eine Antwort auf die Frage, wer denn nun wirklich schuld war an den Taten des Südtirolers, liefert das Stück jedoch nicht. Zingerle selbst machte eine zwanghafte Krankheit für seine Verbrechen verantwortlich, doch auch den im Sommer leicht gekleideten Frauen schob er die Schuld zu. Zingerles Verteidiger bezeichnete ihn in seinem Schlussplädoyer auf der Bühne „als ein Opfer unserer Zeit“.

(S E R V I C E - Tiroler Volksschauspiele: „Fliegende Hitzen“. Weitere Aufführungen: bis 29. August, Tickets: Tel. 05262 / 62013, http://www.volksschauspiele.at)