Natur

Moore am Sin(n)esbrunn bekommen grünen Mantel

© TVB Imst

Im Schatten der Aufregung um die Osttiroler Isel wurde auch das Tarrenzer „Sinesbrunn“ als Natura-2000-Schutzgebiet nachnominiert.

Von Hubert Daum

Tarrenz –Die Europäische Union kümmert sich offenbar nicht nur um die Wirtschaft. Mit dem europäischen Verbund von Schutzgebieten, der sich „Natura 2000“ nennt, möchte man die Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen und deren Lebensräume sichern. Im Mai 2013 ermahnte Brüssel Österreich und somit auch Tirol, Schutzgebiete nachzunennen. Im medial breit getretenen Wirbel um die Unterschutzstellung der Osttiroler Isel ging eine Nominierung quasi vor der Haustüre fast unter: die Moore auf Sinesbrunn (auch Sinnesbrunn)über Tarrenz.

„Wir diskutieren bereits seit vielen Jahren über den Schutz dieser Hochmoore“, weiß BM Rudolf Köll. „Mitschuld“ an der Meldung der Naturschutzfläche an das Land haben zwei weitere Lebewesen: eine streichholzgroße Libelle und Biologe Franz Mungenast. „Die Sibirische Azurjungfer hat in den Tiroler Nordalpen ihr einziges europäisches Vorkommen“, erläutert der Libellenexperte, „sie ist damit die am stärksten gefährdete Libellenart Mitteleuropas.“ Der mittlerweile pensionierte Biologe und Mitautor des Buches „Die Libellen Tirols“ befasst sich nicht zufällig mit den Tarrenzer Hochmooren: Er war es, der die Azurjungfer 1996 auf Sinesbrunn entdeckt hatte.

Für das Land Tirol war die Kompetenz Mungenasts ausschlaggebend, um ein Gutachten in Auftrag zu geben. Aus der 34 Seiten umfassenden Expertise, die der Autor mit etwas Zeitdruck Ende August 2014 abliefern konnte, geht als Kernaussage hervor, dass nahezu alle Moortypen vertreten sind. Der Beweis für die Fortpflanzungsaktivitäten sind die Schlupfhäute der Larven. Mungenast: „Diese Visitenkarte war eine Voraussetzung für die Ausweisung eines Schutzstatus für die Sinesbrunn-Moore.“ Letztendlich wurde dieser „ganz besondere Lebensraum“ in der Größe von 56 Hektar zu den bereits bestehenden 13 Natura-2000-Gebieten Tirols (14,5 Prozent der Landesfläche) nachgemeldet.

„Ich habe schon darauf geschaut, dass die land- und forstwirtschaftliche Nutzung weiterhin möglich ist“, ergänzt der Tarrenzer Dorfchef. Allerdings gab es bezüglich der Beweidung bereits in der Vergangenheit eine gewisse Aufregung, speziell was das Weiden von Pferden angeht. Köll: „Die Pferdebeweidung ist seit heuer Geschichte.“ Dies sei auch in den Augen von Franz Mungenast wichtig, weil die so genannten Schwingrasen am Ufer als Entwicklungsbereiche der meisten Moorlibellen nicht zertrampelt werden dürfen. Aber auch die Schwimmer am Moorweiher sollten sich daran halten. Der Biologe: „Meines Wissens laufen die Projekte der Umzäunung aus. Aber gerade das wichtige Kohlstattmoor ist nicht eingefriedet. Hier sollte etwas geschehen.“ BM Köll werde die weitere Einfriedung generell abklären, weil dort kein Weidevieh mehr gehalten werde.

Noch darf sich der Sinesbrunn allerdings nicht Natura-2000-Gebiet nennen. Erst im nächsten Jahr werden die nachgemeldeten Gebiete von einem Gremium fachlich bewertet und – höchst wahrscheinlich – auch deklariert.

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