Mangels Kindern werden Klassen zusammengelegt
Nur acht Schulanfänger in Ehrwald – die erste und zweite Klasse müssen fusioniert werden. Für BM Martin Hohenegg kein Grund zur Besorgnis.
Von Helmut Mittermayr
Ehrwald –Mit 2558 Einwohnern ist Ehrwald die mit Abstand zweitgrößte Gemeinde im Außerfern. Trotzdem stehen in der Zugspitzgemeinde im Herbst Maßnahmen an, mit denen sich sonst nur Kleingemeinden zu beschäftigen haben. Mangels Schülern müssen die erste und zweite Volksschulklasse zusammengelegt werden. Denn nur acht Schulanfänger rücken Anfang September nach, weiß die Außerferner Pflichtschulinspektorin Edith Müller. Insgesamt werden im kommenden Schuljahr 52 Kinder die Volksschule besuchen – so die schon recht valide Prognose eineinhalb Monate vor dem Start. Bis zu einer Untergrenze von 55 Schülern ist in Tirols Volksschulen Vierklassigkeit erlaubt, bei einer allfälligen Wiedereinführung muss dann aber die Zahl von 60 Schülern erreicht werden.
Ehrwalds Bürgermeister Martin Hohenegg hat noch versucht, eine ähnliche Sonderlösung wie im Gemeindekindergarten durchzubringen, wo dasselbe „Problem“ ja im Vorlauf schon aufgetaucht war. Dort hatten „Tanten“ über einen gewissen Zeitraum auf einen Teil ihres Gehalts verzichtet. Dafür konnten alle angestellt bleiben. Nun muss aber eine Lehrperson an der Volksschule, die nur noch dreiklassig geführt wird, gehen. „In drei Jahren kommen wieder geburtenstärkere Jahrgänge. Diese Zeit wollten wir überbrücken. Die Gespräche darüber sind aber leider gescheitert, das Land Tirol kennt solch eine Vorgangsweise, wie wir sie gemeindeintern im Kindergarten gewählt haben, nicht“, sagt Bürgermeister Martin Hohenegg.
Die Maßnahme an sich ist für Inspektorin Edith Müller, die für die Außerferner Pflichtschulen zuständig ist, nichts Ungewöhnliches. Ihr gibt aber die demografische Entwicklung zu denken. Die Zahl der Schüler in Ehrwald sei in den letzten zehn Jahren sukzessive zurückgegangen. Eine Erklärung dafür hat sie keine. Eher Fragen: „Sind vielleicht die Baugrundstücke für junge Familien zu teuer oder ist der Ort möglicherweise für ältere Menschen, die sich mehr leisten können, als Wohnort besonders attraktiv?“ Bürgermeister Hohenegg kann solchen Überlegungen nicht folgen: „Mit Grundstückspreisen oder Bodenverfügbarkeit hat das nichts zu tun.“ Der Dorfchef machte ganz andere, allgemeine gesellschaftliche Entwicklungen dafür verantwortlich. Der Wunsch am Hausbauen lasse nach, der Wunsch nach Kindern ebenso. Die Jugend setze andere neue Prioritäten fürs Leben, ohne diese werten zu wollen. In einer Nachbargemeinde schule in wenigen Wochen überhaupt nur ein einziges Kind ein. Ehrwald sei da gewiss keine Besonderheit.
Für unterschiedliche Jugendbelange werde in Ehrwald in letzter Zeit sehr viel getan. Künstlich aufgeblähten Zuzug wie in anderen Außerferner Gemeinden möchte Hohenegg nicht.