Zimmer mit Designermöbeln und Papstblick zu vermieten

New York (AFP) - Für Katholiken in den USA ist der Besuch von Papst Franziskus beim Weltfamilientag in Philadelphia ein religiöses Großereig...

New York (AFP) - Für Katholiken in den USA ist der Besuch von Papst Franziskus beim Weltfamilientag in Philadelphia ein religiöses Großereignis. Für einige Bewohner der Millionenstadt im US-Bundesstaat Pennsylvania ist das Kommen des Heiligen Vaters dagegen die Chance auf große Gewinne. Sie vermieten ihre Wohnungen während der Papst-Visite am 26. und 27. September an Gläubige von außerhalb.

Die Preise beim Online-Zimmervermittler Airbnb übersteigen nicht selten tausend Dollar pro Nacht.

Alle drei Jahre pilgern Katholiken aus allen Kontinenten zum Weltfamilientag, der zuletzt im Sommer 2012 im italienischen Mailand stattfand. Für Franziskus, der vor gut zwei Jahren zum Nachfolger von Benedikt XVI. gewählt wurde, ist es die erste Teilnahme an dem Treffen und auch die erste Reise als Kirchenoberhaupt in die USA. Schätzungen zufolge werden rund zwei Millionen Gläubige nach Philadelphia kommen, um mit dem Papst eine Messe zu feiern.

„Das scheint mir ein netter, einfacher Weg zu sein, einen Haufen Kohle zu verdienen“, sagt der 26-jährige Eric. Der Medizinstudent bietet eine Loft-Wohnung mit drei Schlafzimmern für 10.000 Dollar die Nacht an. Das Apartment liegt nur zwei Häuserblocks von dem Kongresszentrum entfernt, wo der Weltfamilientag abgehalten wird. Überhöht findet Eric diesen Preis nicht. Schlafplätze in seiner Gegend würden für 1.000 Dollar pro Nacht gehandelt - und in seiner Wohnung könnten locker zehn Gäste unterkommen.

Eric und seine beiden Mitbewohner haben sich für ihr Studium mit mehr als 500.000 Dollar verschuldet. Vom Papst-Besuch erhoffen sie sich ein wenig finanzielle Erlösung. Bislang hat der junge Mann noch niemanden gefunden, der die Wohnung mieten möchte. Im Zweifel, sagte er, werde er den Preis etwas senken. Das Wochenende Ende September will er bei Freunden verbringen. „Wenn mir jemand so viel Geld zahlt, würde ich auch auf der Straße schlafen“, sagt er.

Nach Angaben von Airbnb hat sich die Zahl der in Philadelphia angebotenen Wohnungen im vergangenen Jahr verzehnfacht. Die Buchungen hätten sich immerhin fast verdreifacht. Auf das gesamte Stadtgebiet gerechnet sind die Preise für einen Schlafplatz am Papst-Wochenende noch moderat, laut Airbnb im Durchschnitt 125 Dollar die Nacht. Wer in der Nähe des Konferenzzentrums etwas zu bieten hat, hofft aber auf den großen Reibach.

Der 30-jährige Mark bietet ein Apartment mit drei Schlafzimmern an, „nur wenige Schritte“ vom Papst entfernt, wie er auf der Website schreibt. Auf Bildern ist eine gediegene Unterkunft mit Designermöbeln und Parkett zu sehen. Kostenpunkt: 5000 Dollar die Nacht. „Weil es da draußen noch günstigere Alternativen gibt, wird es wohl noch etwas dauern, bis dieses Angebot gebucht wird“, sagt er.

Laut den Organisatoren des Weltfamilientags gibt es in Philadelphia 11.500 Hotelzimmer sowie 65.000 weitere Zimmer in einem Umkreis von hundert Kilometern. Noch seien Zimmer verfügbar, sagt Sprecherin Meg Kane. Außerdem könnten Gläubige bei Gastfamilien und auf Campingplätzen unterkommen. Die explodierenden Preise auf Airbnb seien nicht zu verhindern. „Wir leben in einer freien Marktwirtschaft, und wir verstehen, warum einige ihre Wohnungen für den persönlichen Profit anbieten wollen“, sagt sie.

Eric sieht kein Problem darin, ein religiöses Ereignis als Goldgrube auszunutzen. „Das ist Kapitalismus“, sagt er. Bei Papst Franziskus, der regelmäßig gegen Materialismus und kapitalistische Exzesse das Wort erhebt, dürfte diese Haltung wohl kaum auf Verständnis stoßen. Das weiß auch Eric: „Er würde wohl sagen: Hey, wir sind alle Menschen. Du sollst deinem Nächsten helfen.“