Fortlaufend Konflikte an der türkisch-syrischen Grenze

Istanbul (APA/AFP) - Seit dem schweren Selbstmordanschlag im türkischen Suruc mit 32 Toten und rund hundert Verletzten am Montag haben sich ...

Istanbul (APA/AFP) - Seit dem schweren Selbstmordanschlag im türkischen Suruc mit 32 Toten und rund hundert Verletzten am Montag haben sich die Spannungen an der türkisch-syrischen Grenze verschärft. Die Türkei bekommt immer direkter die Folgen des Erstarkens der Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) zu spüren.

Die dramatischsten Entwicklungen an der mehr als 900 Kilometer langen gemeinsamen Grenze seit September 2014:

Am 16. September 2014 greifen IS-Kämpfer die syrische Stadt Kobane an der Grenze zur Türkei an. Die Jihadisten dringen am 6. Oktober in die Stadt ein. Türkische Kurden demonstrieren für eine Intervention und verlangen, dass sie gegen den IS in den Kampf ziehen dürfen. Unter internationalem Druck gestattet die türkische Regierung Ende Oktober, dass 150 irakisch-kurdische Peschmerga-Kämpfer nach Kobane vorrücken.

Ende Oktober 2014 - Angesichts der Tragödie im türkisch-syrischen Grenzgebiet reisen SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder, die Grünen-Abgeordnete Berivan Aslan, ÖVP-Menschenrechtssprecherin Elisabeth Pfurtscheller und Nikolaus Kunrath von den Wiener Grünen zu einem Solidaritätsbesuch in die Region.

Ende Jänner 2015 wird Kobane von syrischen Kurden zurückerobert, die von Luftangriffen einer internationalen Koalition unterstützt wurden.

22. Februar 2015 - Rund 600 türkische Elitesoldaten evakuieren einen Grabkomplex in einer türkischen Exklave in Syrien, der in einem vom IS kontrollierten Gebiet liegt. Die nächtliche Kommandoaktion knapp 40 Kilometer jenseits der Grenze gilt dem Grabmal von Suleiman Shah, dem Großvater von Osman I., Begründer des Osmanischen Reiches. Die Grabstätte wird in das syrische Grenzdorf Eshme verlagert. Die syrische Regierung spricht von einer „Aggression“ der Türkei.

16. Mai 2015 - Die türkische Luftwaffe schießt einen syrischen Hubschrauber ab, da dieser in den Luftraum über dem Süden der Türkei eingedrungen sei.

11. Juni - Wegen der heftigen Kämpfe zwischen kurdischen Einheiten und dem IS in der Umgebung der nordsyrischen Stadt Tal Abyad gibt es einen starken Andrang von Flüchtlingen Richtung Türkei. Zeitweise wird die Grenze abgeriegelt. Innerhalb einer Woche kommen rund 20.000 Syrer in die Türkei, die ohnehin seit dem Beginn des Bürgerkriegs in Syrien die größte Zahl syrischer Flüchtlinge aufgenommen hat - inzwischen mehr als 1,8 Millionen.

15. Juni - Die syrischen Kurden nehmen Tal Abyad ein. Sie unterbrechen damit eine wichtige Versorgungsverbindung zur IS-Hochburg Raqqa.

7. Juli - Da die Türkei an der Grenze zu Syrien Panzer, Boden-Luft-Raketen und Truppeneinheiten stationiert, entstehen Gerüchte um eine bevorstehende Intervention in Syrien. Der US-Sonderbeauftragte für den Anti-IS-Kampf, John Allen, besucht Ankara. Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu erklärt, eine Intervention stehe nicht bevor. Ankara werde aber reagieren, wenn seine Sicherheit bedroht sei.

12. Juli - Türkische Sicherheitskräfte nehmen bei einer Razzia in Gaziantep 45 Ausländer fest, die im Verdacht stehen, für den IS kämpfen zu wollen.

20. Juli - Nahezu zeitgleich werden im türkischen Suruc und im syrischen Kobane Selbstmordanschläge verübt. Zu dem Anti-IS-Treffen, gegen das sich der Anschlag in Suruc richtet, hatten sich rund 300 linksgerichtete und prokurdische Teilnehmer versammelt, die meisten von ihnen Studenten. Die Türkei beschließt nach dem Anschlag von Suruc mit 32 Toten, die militärische Kooperation mit den USA auszuweiten und Washington die Nutzung von Luftwaffenstützpunkten einzuräumen.

23. Juli - IS-Kämpfer greifen einen türkischen Armeeposten an. Sie töten einen Unteroffizier und verletzen zwei Soldaten. Türkische Panzer schießen daraufhin auf eine IS-Stellung und töten einen Kämpfer.

24. Juli - Türkische F16-Kampfjets greifen von Diyarbakir aus erstmals IS-Stellungen in Syrien an. Die Regierung in Ankara gibt bekannt, dass bei landesweiten Razzien hunderte Anhänger des IS und der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) festgenommen wurden.