Kunstprojekt in Salzburg: Tempel mit geheimnisvoller Aura installiert

Salzburg (APA) - „My Temple“, so heißt das Werk des chinesischen Künstlers Zhang Huan, das die Salzburg Foundation bis 29. September auf dem...

Salzburg (APA) - „My Temple“, so heißt das Werk des chinesischen Künstlers Zhang Huan, das die Salzburg Foundation bis 29. September auf dem „Krauthügel“ in Salzburg präsentiert. Der Künstler richte einen neuen Blick auf das alte China, „es geht um die verschüttete Mentalität der heutigen Gesellschaft“, erklärte der künstlerische Leiter der Salzburg Foundation, Walter Smerling, am Freitag bei der Eröffnung.

Zhang Huan verwendete für „My Temple“ historische Bauteile einer Tempelanlage der Ming-Dynastie des 17. Jahrhunderts. Er habe damit ein Beziehungsgeflecht zwischen Kunst und Geschichte, Kunst und Natur, Rationalität und Spiritualität geschaffen, erläuterte die Salzburg Foundation. Sein Tempel, der dem alten China entsprungen zu sein scheint, „ist aufgeladen mit der Geschichte vieler Generationen, die der Künstler ihrer Zeit und ihrem ursprünglichen Raum entzieht und in die Aktualität überführt“.

Die rund 80.000 Quadratmeter große Wiese unterhalb der Festung Hohensalzburg wird über den Sommer hindurch nicht nur ein Areal für Kunst im öffentlichen Raum sein, sondern auch ein spiritueller Ort. Der Künstler selbst erklärte, der Tempel sei der Überrest einer heiligen Stätte, in der seine Vorfahren vor 400 Jahren ihre Ahnen verehrten. „Jedes Mal, wenn ich ihn betrete, spüre ich eine ungeheure geistige Aura um mich herum, die ungetrübt, still und geheimnisvoll ist. Sie ist eine Illusion, die aus einer Erleuchtung hervorgeht, die wiederum etwas mit der imaginären Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu tun hat. Es ist eine Illusion von Glück, Liebe und Tod.“

Im Eingang der filigranen Architektur hängt ein leerer Plastiksack - ein vertrauter Gegenstand aus dem alltäglichen Konsumleben. Das Plastik schwebt als eigentümlich zarter Fremdkörper zwischen den Holzbalken der Installation. „Das uralte Material Holz trifft auf den Werkstoff der Gegenwart: Plastik. Während der Naturstoff Holz für Beständigkeit und gewachsene Geschichte steht, ist die Tüte ein Produkt der Schnelllebigkeit und beliebigen Reproduzierbarkeit“, heißt es in den Erläuterungen der Salzburg Foundation. „Sie kann jedoch auch als Symbol für Transport und Bewegung gelesen werden, als ein Vakuum, das es anzufüllen gilt. Für Zhang Huan symbolisiert sie die Illusion von Zukunft und die Erwartung eines neuen Lebens.“

Zhang Huan wurde 1965 in Anyang in der Provinz Henan geboren. Er verbrachte einen großen Teil seiner Kindheit auf dem Land. In den frühen 1990er-Jahren zog er nach Peking, wo er 1993 an der Akademie der bildenden Künste das Studium der Malerei abschloss. Er wurde Mitglied einer Künstlergruppe im nach dem New Yorker Stadtteil „East Village“ benannten Randgebiet von Peking und realisierte zunächst Performances, die er fotografisch oder filmisch dokumentierte. In den späten 1990-er Jahren gelang ihm der internationale Durchbruch mit einer Teilnahme an der Biennale Venedig und Einzelausstellungen in Asien, Europa und den USA. Heute lebt Zhang Huan in Schanghai und New York.

Das Kunstprojekt Krauthügel ist eine auf fünf Jahre angelegte Kooperation zwischen der Salzburg Foundation, der Erzabtei St. Peter und der Stiftung für Kunst und Kultur. Das Projekt wurde im Vorjahr mit der Präsentation dreier Skulpturen von Tony Cragg gestartet. Bis zum Jahr 2018 lädt die Salzburg Foundation jährlich einen Künstler ein, ein temporäres Werk für den Krauthügel zu realisieren und den Standort über die Sommermonate in eine Open Air Gallery zu verwandeln.

(S E R V I C E - Kunstprojekt Krauthügel: Zhang Huan, 24. Juli bis 29. September, http://go.apa.at/ToSZOjPz)