Sika wandte Übernahme durch Saint-Gobain erneut ab

Baar (APA/Reuters) - Der Schweizer Bauchemiekonzern Sika hat auch den zweiten Versuch einer Machtübernahme durch den französischen Rivalen S...

Baar (APA/Reuters) - Der Schweizer Bauchemiekonzern Sika hat auch den zweiten Versuch einer Machtübernahme durch den französischen Rivalen Saint-Gobain abgeblockt. Die Aktionäre stimmten auf einer außerordentlichen Generalversammlung am Freitag gegen eine Neubesetzung des Verwaltungsrates.

Die Gründerfamilie Burkard hatte Mitglieder auswechseln wollen, um die Mehrheit in dem Gremium zu übernehmen und damit den Weg für die Übernahme durch Saint-Gobain frei zu machen. Die Ablehnung kam allerdings nur mit einem Trick zustande. Denn Sika entzog dem Hauptaktionär in der Schlüsselfrage wie bereits bei der letzten Generalversammlung im April den größten Teil der Stimmrechte.

Die Burkards vereinbarten im vergangenen Dezember, ihren Anteil für 2,75 Milliarden Franken oder einen Aufschlag von 80 Prozent zum damaligen Aktienkurs an den französischen Konzern zu verkaufen. Dagegen setzen sich die Mehrheit des Verwaltungsrates, die Sika-Manager und die meisten Eigner zur Wehr. Denn im Gegensatz zu den Burkards sollen die übrigen Aktionäre leer ausgehen, Saint Gobain hat ein Übernahmeangebot für alle anderen Aktien ausgeschlossen. Zudem hat sich die Sika-Aktie hat sich vor der Ankündigung der Übernahme jahrelang deutlich besser entwickelt als Saint-Gobain. Sika wächst wesentlich schneller, das Unternehmen meldete am Freitag einen rekordhohen Halbjahresgewinn. „Es geht ein Ruck durch die Firma, nach dem Motto: ‚Jetzt erst recht‘“, erklärte Sika-Präsident Paul Hälg.

Die Burkards halten zwar nur rund 16 Prozent des Kapitals, aber 53 Prozent der Stimmen. Bei der Abstimmung zum Verwaltungsrat wurden aber nur fünf Prozent der Stimmen zugelassen. Die Schenker-Winkler-Holding der Burkard-Familie beklagte, das Vorgehen des Verwaltungsrates sei eine Fortsetzung des widerrechtlichen Verhaltens gegenüber dem Ankeraktionär.

Zwischen der Firma und der Besitzerfamilie herrscht eine Pattsituation. Beiden Seiten bekräftigen zwar, dass sie zu Gesprächen bereit seien - allerdings nur unter Bedingungen, die sich gegenseitig ausschließen. Dominique Biedermann vom Pensionskassenberater Ethos schlug dem Vertreter der Familie vor, dass Sika der Familie ihre Anteile abkauft. „Ich kann Ihnen versichern, das ein großer Teil der Aktionäre bereit wäre, sich an einer Kapitalerhöhung zu beteiligen, um Ihnen ihre Aktien abzukaufen.“ Ein großer Teil der in einer Sporthalle anwesenden rund 400 anwesenden Aktionäre reagierte mit Beifall.

Falls sich die Parteien nicht doch noch zusammenraufen, dürfte ein Schweizer Gericht über die Schlüsselfrage der Stimmrechtsbeschränkung entscheiden. Die Burkards haben ein entsprechendes Verfahren bereits eingeleitet. „Wir wollen, das die wichtigsten Rechtsfragen in einem ordentlichen Gerichtsverfahren definitiv geklärt werden“, erklärte Sika-Präsident Paul Hälg. „Das wird wahrscheinlich im ersten Halbjahr 2016 der Fall sein.“