Weltpolitik

Obama wirbt bei Kenia-Besuch für Wirtschaftsfaktor Afrika

Obama beim Abendessen mit seiner Familie in Nairobi. Hier mit seiner Halbschwester Auma Obama.
© Reuters

Eigentlich ist der Zeitplan bei US-Präsident Obamas viertägiger Reise nach Kenia und Äthiopien so eng, dass kaum Zeit für Privates bleibt. Doch bevor er Themen wie Terror und Menschenrechte in Angriff nahm, lud er seine Verwandten väterlicherseits zum Essen ins Hotel. Anschließend ging es um die Wirtschaft.

Nairobi – US-Präsident Barack Obama hat seinen viertägigen Besuch in Ostafrika mit einem Abendessen im Kreis seiner kenianischen Familie begonnen. Noch am Abend seiner Ankunft empfing Obama Dutzende seiner Verwandten im Hotel in Nairobi, darunter Stiefgroßmutter Sarah Obama und Halbschwester Auma Obama, die ihn bereits am Flughafen der kenianischen Hauptstadt begrüßt hatte.

Hunderte beobachteten die Fahrt seiner Limousine in die Innenstadt am Straßenrand und jubelten. Seine politischen Gespräche wollte Obama am Samstag beginnen.

„Am schnellsten wachsende Region der Welt“

„Kenia geht voran“, sagte Obama anschließend beim Global Entrepreneurship Summit (GES), einem Unternehmer-Treffen mit mehr als 1.000 Teilnehmern aus über 120 Ländern. „Afrika ist eine der am schnellsten wachsenden Regionen der Welt.“

Auch Frauen müssten dabei eine größere Rolle spielen. „Die Geschichte von Verzweiflung und Erniedrigung war niemals wahr“, sagte der kenianische Staatspräsident Uhuru Kenyatta. „Wir sind dem Fortschritt entschieden und unumkehrbar verbunden.“ Eine neue Generation von Afrikanern müsse sich nun für Wohlstand stark machen.

Das Land mit der größten Wirtschaft Ostafrikas rechnet heuer Jahr mit einem Wachstum von 6,5 Prozent. Wiederholte Terroranschläge durch die somalische Islamisten-Miliz Al-Shabaab mit Hunderten Toten, die auch der für Kenia wichtigen Tourismusindustrie einen Dämpfer verpasste, haben Investoren abgeschreckt. Zudem bleibt Korruption ein großes Problem: In einem Vergleich aus 175 Ländern landete Kenia im Korruptions-Index von Transparency International nur auf Platz 145.

Obama begann seine Rede dabei in Suaheli, der Umgangssprache in Kenia und Tansania. „Jambo!“ (Hallo!), begann Obama seine Rede bei einer Unternehmer-Konferenz in Nairobi am Samstag. „Niaje Wasee, hawayuni“ (Wie geht‘s?).

Seltenes Treffen mit kenianischer Familie

Auch bei der Rede beim Unternehmer-Treffen betonte der Präsident seine kenianischen Wurzeln. „Es gibt einen Grund, warum mein Name Barack Hussein Obama ist“, sagte der US-Präsident in Anspielung auf seinen gleichnamigen Vater, Barack Obama senior. „Mein Vater stammte aus dieser Gegend, ich habe Familie und Verwandte hier.“

Mit diesen traf sich Obama im Vorfeld der Amtsgeschäfte. Beim Essen saß der in Anzug und Krawatte gekleidete US-Präsident in der Mitte zweier langer Tafeln neben Stiefgroßmutter Sarah, der zweiten Ehefrau seines Großvaters. Alle Teilnehmer erschienen in festlicher Abendgarderobe. Über das Wiedersehen Obamas mit seinen kenianischen Verwandten war seit Tagen spekuliert worden. Da Obamas verstorbener Vater aus dem Dorf Kogelo im Westen des Landes stammt, sehen viele Kenianer seinen Besuch auch als eine Art Rückkehr ihres „Sohnes“. Ein Besuch in Kogelo ist aber nicht geplant.

Nach einer rund 17 Stunden langen Reise mit Tank-Stopp in Ramstein (Rheinland-Pfalz) hatten ihn am Flughafen neben seiner Halbschwester auch Kenias Präsident Uhuru Kenyatta und der dortige US-Botschafter Robert Godec empfangen. Dort trug sich Obama in ein Gästebuch ein. Sowohl Kenia als auch Äthiopien begrüßen in diesen Tagen mit Obama erstmals einen amtierenden Präsidenten der USA.

Fokus auf Kampf gegen Extremisten

Weit oben auf Obamas Agenda steht der Kampf gegen die Extremisten der aus Somalia stammenden Al-Shabaab-Miliz. Die Islamisten kämpfen am Horn von Afrika für einen sogenannten Gottesstaat, terrorisieren Christen sowie gemäßigte Muslime und sind verantwortlich für mehrere schwere Anschläge in Kenia: 2013 hatten Kämpfer ein Einkaufszentrum in Nairobi überfallen, mindestens 67 Menschen starben. 2014 wurden mindestens 49 Menschen nahe der Urlaubsinsel Lamu getötet, im April 2015 griff Al-Shabaab die Universität in Garissa an und tötete 152 Menschen.

Die Organisation Amnesty International forderte, dass Obama seinen Aufenthalt nutzt, um auf teils schwere Verstöße gegen Menschenrechte in beiden Ländern aufmerksam zu machen. So würden Vertreter der Zivilgesellschaft und Journalisten unabhängiger Medien immer noch eingeschüchtert und unterdrückt, teilten die Menschenrechtler mit. (dpa)

Verwandte Themen