Streiks und Proteste: Renzi mit Gewerkschaften auf Kriegsfuß
Rom (APA) - Italiens Premier Matteo Renzi erlebt einen schwierigen Sommer. Eine Streikwelle bei Alitalia, chaotische Zustände in Roms Nahver...
Rom (APA) - Italiens Premier Matteo Renzi erlebt einen schwierigen Sommer. Eine Streikwelle bei Alitalia, chaotische Zustände in Roms Nahverkehr und zuletzt auch ein Arbeitsausstand des Personals in der Ruinenstadt Pompeji machen dem sozialdemokratischen Regierungschef hart zu schaffen. Dieser scheut sich jetzt nicht davor, mit den mächtigen Gewerkschaften auf Konfrontationskurs zu gehen.
„Verantwortungslosigkeit“ wirft der dynamische und zielbewusste Premier den Pilotengewerkschaften der Alitalia vor, die am Freitag, ausgerechnet am Höhepunkt der Sommersaison, 24 Stunden lang in den Streik getreten sind, was zur Streichung unzähliger Flüge führte.“Nach den vielen schlaflosen Nächten, die wir verbracht haben, um dank des Einstiegs des Partners Etihad Alitalias Pleite abzuwenden, schmerzt es zu sehen, wie die Streiks den Urlaub tausender Bürger ruinieren“, schrieb Renzi. Der Protest der Alitalia-Mitarbeiter richtete sich gegen Rationalisierungspläne in der Fluggesellschaft, in die im vergangenen August der Air Berlin-Großaktionär eingestiegen ist.
Regierungschef Renzi protestierte auch wegen des Arbeitsausstands des Personals in Pompeji am Freitag. Unter sengender Sonne mussten rund 2.000 Touristen stundenlang auf die Öffnung der antiken Ruinenstadt Pompeji nahe Neapel warten. Grund war ein neuerlicher Streik der Beschäftigten des Ausgrabungsortes. Seit langem tobt ein Streit zwischen den Verantwortlichen der Ruinenstadt und den rund 700 Beschäftigten, die am Freitag unangemeldet nicht den Dienst antraten.
Die Gewerkschaften forderten unter anderem die ausstehende Zahlung von Überstunden, bessere hygienische Bedingungen und längere Öffnungszeiten für Besucher. Erst nach langwierigen Verhandlungen konnte der Leiter des archäologischen Geländes das Personal zur Dienstaufnahme überreden. Der Vorfall löste den heftigen Protest von Kulturminister Dario Franceschini aus. Er sprach von einem riesigen Schaden für das Ansehen Italiens als Touristenland. Die Ruinenstadt bei Neapel gehört neben dem Kolosseum in Rom und dem Schiefen Turm von Pisa zu den größten Touristenattraktionen in Italien.
Renzi ist auch mit einer beispiellosen Krise in Roms Nahverkehr konfrontiert. Nachdem es in den vergangenen Wochen immer wieder wegen eines weißen Streiks der Bediensteten zu chaotischen Zuständen im U-Bahnnetz gekommen war, hat Roms Bürgermeister Ignazio Marino am Freitag die gesamte Spitze der Nahverkehrsgesellschaft ATAC gefeuert. Der wilde Streik der ATAC-Bediensteten gegen eine interne Neuorganisation hatte das Verkehrsnetz in den letzten Tagen an den Rand des Kollapses geführt. Tagelang verkehrten die U-Bahnen nur im 30-Minuten-Takt, was zu Chaos in den Stationen führte.
Marino will sich jetzt auf die Suche nach einem Privatpartner machen, der bei ATAC einsteigen und eine tief greifende Umstrukturierung starten kann. Die Gesellschaft solle jedoch mehrheitlich in kommunaler Hand bleiben. „Die einzige Alternative ist, die ATAC-Gesellschaft zu schließen, was den öffentlichen Dienst und den Job tausender Menschen aufs Spiel setzen würde“, meinte Marino. Er rief die Gewerkschaften zur Zusammenarbeit auf. Bisher seien Versuche zur Sanierung der schwerverschuldeten ATAC gescheitert. Die Gewerkschaften warnen vor der provokativen Haltung Marinos und drohen mit weiteren eklatanten Protestaktionen, die die Hauptstadt lahm legen könnten. Renzi drohen weitere heiße Sommerwochen.