ÖH-Demo in Traiskirchen ohne Zwischenfälle
Nach Angaben der Polizei, die mit mehr als 100 Kräften präsent war, nahmen geschätzte 300 bis 500 Menschen - inklusive bis zu 200 Schaulustige - teil.
Traiskirchen - Eine Kundgebung der ÖH in Sachen Asyl ist am Sonntag in Traiskirchen ohne Zwischenfälle verlaufen. Nach Angaben der Polizei, die mit mehr als 100 Kräften präsent war, nahmen geschätzte 300 bis 500 Menschen - inklusive bis zu 200 Schaulustige - teil. Die Zahl wuchs im Lauf der Demonstration an, darunter waren auch viele Flüchtlinge aus dem - überfüllten - Erstaufnahmezentrum.
Es habe keine Verletzten und auch keine Festnahmen gegeben, resümierte NÖ Polizeisprecher Markus Haindl. Er berichtete von einer - einzigen - angeblichen Sachbeschädigung: ob der Mistkübel tatsächlich angezündet wurde, konnte aber noch nicht verifiziert werden. Der Einsatz sei „durchaus eine Herausforderung“ gewesen, sprach Haindl von nötigem Fingerspitzengefühl. Die Polizei habe versucht, zu deeskalieren und den Dialog zu suchen, ihren Anweisungen sei Folge geleistet worden.
Anfangs war die Stimmung aufgeheizt - die Demonstranten wurden aufgefordert, zu gehen, die Ansprachen von Buhrufen unterbrochen. Von einem Pritschenwagen aus erklangen die Reden der Aktivisten, die - jeweils ins Englische übersetzt - u.a. von einem Sieg der Demokratie über das zuvor verhängte Verbot einer von der Initiative „Freedom not Frontex: Vienna“ geplanten Demonstration sprachen, weshalb die ÖH diese Kundgebung angemeldet hatte. Scharfe Kritik wurde an denjenigen geübt, die Schuld an der angesichts zunehmender Flüchtlingszahlen eskalierenden Situation tragen würden. Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) habe jegliche Hilfeleistung unterlassen, auch Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) trage Verantwortung.
„wait, wait, wait“
Dann führte der Demonstrationszug durch die Gassen bis zum Flüchtlingslager, die Teilnehmer skandierten Parolen wie „no border, no nation, stop deportation“. Auch Asylwerber kamen zu Wort. „We want passports“, war zu hören, „wir sind keine Tiere, wir sind Menschen, Kinder, Familien...“, und auch: „wir wollen nicht zurück in die Hölle“.
Es heiße immer nur „wait, wait, wait“, erzählte ein 26-jähriger Iraker der APA. Der studierte Journalist wurde am 30. Juni in Traiskirchen aufgenommen - und schläft nach seinen Angaben seit 26 Tagen im „Garten“. Auf seiner Bescheinigung stehe „Unterkunft: kein Bett“. Ähnliches sagte eine 20-jährige Frau aus Somalia, die seit eineinhalb Monaten mit ihrem Mann „wartet“. „No good here“ meinte ein 15-Jähriger aus demselben Land.
Bürgermeister Andreas Babler (SPÖ) hält, wie er der APA sagte, nichts davon, Proteste gegen die österreichische Asylpolitik nach Traiskirchen zu tragen, wo die Bevölkerung nichts für die Zustände könne. Wenn er die Kompetenzen hätte, würde es derartige Massenlager nicht geben, so Babler. Die Österreichische Hochschülerschaft zeigte sich „sehr zufrieden“ mit der großen Beteiligung und sprach von an die 1.000 Teilnehmern. Man hätte sich vielleicht seitens der Polizei etwas mehr Abschirmung gegenüber den Gegendemonstranten gewünscht, hieß es. (APA)